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Architecture
15. Februar 2021

Was kann Clubhouse?

Seit Anfang des Jahres gibt es in der deutschen Medien- und Kreativszene ein beherrschendes Thema: Clubhouse. Das ist eine App, in der man sich in digitalen Räumen treffen und zu einem Thema sprechen kann. Wie kann sie Architekt*innen nutzen? Wir haben es für euch getestet!

Clubhouse ist in den ersten Wochen des Jahres 2021 zu einer der beliebtesten Apps geworden, und wir haben uns gefragt warum eigentlich? Was bedeutet sie für die Architektur? Und wie kann sie Architekt*innen nutzen?

Wie kann man mitmachen? Um die App zu nutzen, gibt es zwei Grundvoraussetzungen: Ein iPhone mit mindestens iOS 13 und eine Einladung von jemandem, der schon als User in der App ist. Man bedient sich hierbei also dem Prinzip der Verknappung – und erweckt so das starke Bedürfnis, Teil der App und der Community zu werden. Ist man Teil der Clubhouse-Community – es fühlt sich fast so an, als wäre man wie in den Vor-Corona Zeiten endlich am Türsteher des Clubs oder der Bar vorbei gekommen – wird man erstmal von einem sehr einfachen Design überrascht. Dann kamen gleich die ersten Follower: Freund*innen und Bekannte, die bereits auf der Plattform waren. Als ich über die Suchfunktion stöberte und immer mehr Leuten folgte, fiel mir auf, dass einige Gruppen sehr stark vertreten waren: Politiker*innen, Prominente (oder solche, die sich dafür halten), Kreative aus Kunst, Kultur und Architektur sowie Medienschaffende. Gerade für diese Gruppen bietet Clubhouse ja perfekte Möglichkeiten, die Gespräche, die man sonst auf Vernissagen, Ausstellungseröffnungen  oder anderen Zusammenkünften hält und die gerade fehlen, zu ersetzen.

Doch woher nehmen die Menschen sich die Zeit, an all den angebotenen Talks teilzunehmen? Die Talks sind zeitlich nicht beschränkt. Aus einem für dreißig Minuten geplanten Gespräch kann also locker eine zweistündige Session werden. Möchte man nicht so lange bleiben, kann man die Talks unauffällig verlassen – leave quietly. Inhaltlich geht es oft einfach darum, zu reden. Aber bei einigen Talks zu Fachthemen kann man durchaus auch Wissen mitnehmen. Anfang des Jahres haben zwei Podcaster (und Berater) den ultimativen Hype um Clubhouse losgetreten und dafür gesorgt, dass die App in Deutschland – den Entwicklern zufolge auch der mit am schnellsten wachsende Markt für die App – zu einem Hype in der pandemiebedingten Isolation geworden ist.

Aber was kann Clubhouse? Und braucht man das wirklich? Wenn wir uns endlich wieder in Restaurants, Cafes, auf Eröffnungen und zu Vorträgen treffen können, dann finden die jetzt auf Clubhouse stattfindenden Gespräche mit großer Wahrscheinlichkeit wieder im realen Raum statt. Man steht sich gegenüber und spricht. Aktuell gibt es noch viele Redner, die mit der Live-Situation nicht zurecht kommen oder Moderatoren, die das Gespräch nicht koordinieren können, aber sich alle selber gerne sprechen hören. Ein großer Teil der aktuellen Beliebtheit von Clubhouse liegt sicher auch daran, dass in kurzer Zeit ziemlich viele Politiker und Prominente auf der App vertreten waren und man diesen mit einem kleinen Klick „folgen“ kann. Dann sieht man alle „Talks“, die die jeweilige Person plant oder man bekommt diejenigen Talks angezeigt, an denen die Person teilnimmt. So kommt man, wenn man möchte und Glück hat, auch in direkten Kontakt mit Spitzenpolitikern oder Schauspielern – in einer gefühlten Nähe.

Ein großer Kritikpunkt bei Clubhouse ist immer noch der Datenschutz, auch wenn die Betreiber angekündigt haben, daran zu arbeiten. Die Regelungen gelten nämlich strenggenommen nur für Bürger aus Kalifornien, wo das etwa 15-köpfige Unternehmen sitzt. Um Freunde in die App einzuladen, musst man sein Adressbuch freigeben. Tut man dies nicht, kann man keine Leute einladen. Und bis man sie eingeladen hat, werden von ihnen „Schattenprofile“ erstellt und damit auch schon Informationen gesammelt. So kann also das Unternehmen an alle Kontaktdaten der User gelangen. Das führte nun dazu, dass die App in Deutschland bereits eine Abmahnung erhalten hat. Was auch unklar ist: Wie werden extreme Inhalte überwacht und gegebenenfalls gesperrt? Dafür müsste man theoretisch jeden Raum mithören. Aktuell werden Gespräche temporär mitgeschnitten und für eine mögliche spätere Auswertung gespeichert. Wie wird das aber technisch und vor allem datenschutzrechtlich geregelt? Was also klar ist: Clubhouse muss sich noch in vielen Punkten verbessern, um langfristig Erfolg zu haben und es gibt noch viele offene Fragen. Aktuell trifft die App aber den Puls der Zeit: Denn wir sehnen uns alle nach persönlichen Gesprächen, die nun eben vermehrt digital stattfinden müssen.

Welche Architekturthemen funktionieren?

Clubhouse hat Potential. Aber man muss abwarten, was passiert, wenn mehr und mehr User auf der Plattform sind. Das meint auch Simone von Schönfeldt, Inhaberin von Arbeiten übermorgen – und unsere NXT A-Kolumnistin. Für sie ist die Spontaneität in der App spannend – und auch, dass man probieren kann, welche Architekturthemen in einem Audiogespräch funktionieren. Arbeiten übermorgen macht inzwischen regelmäßige Talks zu Architekturthemen, die von vornherein auf etwa dreißig Minuten getimed sind, wodurch man auch besser planen kann.

Clubhouse als Ergänzung zu Live-Events?

Für Eric Sturm, Architekt und ein Kommunikationsspezialist der Architekturbranche, stellt Clubhouse einen guten Ersatz für die aktuell nicht stattfindenden Gespräche auf Messen statt. Er könnte sich gut vorstellen, dass Clubhouse zukünftig wie eine Art Radiosender während einer für die Branche wichtigen Messe zusätzliche Informationen in kurzen Talks anbietet und die Live-Events ergänzen könnte. Ein großer Vorteil der App ist für ihn die einfache Bedienung und dass man nicht an Orte gebunden ist, sondern von überall an den Gesprächen teilnehmen kann. Auch findet er, dass durch den Fokus auf das Hören das Gesagte viel mehr im Vordergrund steht und damit die Inhalte mehr Gewicht erhalten.

Auch wir von NXT A können uns gut vorstellen, dass die App für die Architekturbranche spannende Möglichkeiten der Kommunikation bieten kann, sei es mit anderen Architekten oder mit Architekturinteressierten.

Und was haltet ihr von Clubhouse? Glaubt ihr, dass sich hier eine Chance für die Architektur bieten kann? Schreibt uns eure Meinung an contact.nxt-a@georg-media.de oder kommentiert unter unserem Beitrag bei Facebook oder Instagram, wir freuen uns auf euer Feedback!

 

Text: Mandana Bender

Mandana Bender hat die App Clubhouse für die NXT A-Community getestet. Foto: Unsplash / William Krause
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