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28. April 2020

Nicht auf die Bremse treten

Der BDA hat im März eine großangelegte Mitgliederbefragung über die Folgen eines heruntergefahrenen öffentlichen Lebens gestartet. Das Ausweichen ins Home Office, so BDA-Präsidentin Susanne Wartzeck, habe auch bei Architekten Probleme mit der Kinderbetreuung verursacht, flankiert vom langsamen Internet oder fehlenden Softwarelizenzen. Nicht wenige Bauherren und Behörden seien nicht mehr erreichbar, weil grundlegende Kommunikations- möglichkeiten nicht vorhanden sind

Hinzu kommt, dass sich das Geschehen auf den Baustellen nicht selten bis hin zum Stillstand verlangsamt habe. Die Ursachen dafür finden sich in ausbleibende Materiallieferungen oder Bauhandwerkern, die aus dem osteuropäischen Ausland nicht einreisen könnten. Ein weiteres Problem sei der „Nachhalleffekt“, so Wartzeck, also „die typische Schere zwischen Leistungserbringung der planenden Berufe und deren Honorierung, die ja erst erfolgt, wenn das geschuldete Werk vollendet ist.“ Viele Büros gehe die Arbeit zwar nicht aus, was nicht heiße, dass sich die wirtschaftlichen Effekte mit einer Verzögerung von etwa einem halben Jahr bemerkbar machen würden.

Auch wenn der BDA keine staatliche Kompletthaftung für die ökonomischen Risiken der Architekten erwarte, unterstützt er die Architektenkammern und den Bundesverband der Freien Berufe bei ihren Gesprächen mit dem Bundeswirtschaftsministerium über angemessene Hilfen. „Von der Immobilienwirtschaft, vor allem aber vom öffentlichen Sektor, erwarten wir ein geordnetes Weiterbetreiben des Vergabe- und Wettbewerbswesens und überhaupt eine Fortführung bestehender Bau- und Investitionsplanungen, statt auf die Bremse zu treten“, meint Wartzeck. „In Hessen, wo ich mit unserem Büro ansässig bin, ist ein landesweites Förderprogramm für die Ertüchtigung des Bestands, das auch viele Schulsanierungen umfasst, zeitlich um ein Jahr verlängert worden, um den Druck darauf herauszunehmen. Wenn darüber hinaus Konjunkturproramme aufgelegt werden, müssen diese in die Zukunft gerichtet sein und sich zum Beispiel an der Qualität der Architektur und Stadtplanung und den Anforderungen des klimagerechten Bauens messen lassen.“ Der BDA hofft auch auf Lösungen, die es ausländischen Facharbeitern, ähnlich den Erntehelfern, erlauben, wieder einzureisen.

Der Schub der Digitalisierung sollte mitgenommen und weiterentwickelt werden, glaubt Wartzeck. „Wir sehen Grenzen, aber auch Möglichkeiten. Lassen Sie uns aus den gemeinsamen Erfahrungen in der Kommunikation lernen für die Zukunft, in der wir vielleicht nicht mehr zu jeder Besprechung oder Konferenz physisch hinfahren müssen. Auch für die Architektur und Stadtentwicklung stellen sich neue Fragen. So werden wir darüber diskutieren müssen, welchen Beitrag die Architektur zur Pandemievermeidung leisten kann und ob das Leitbild der urbanen Dichte in der bisherigen Form weiterverfolgt werden sollte.“  Denn: Als Angehörige der Freien Berufe seien Architekten dem Gemeinwohl verpflichtet. Die soziale Verantwortung gegenüber Mitarbeitern müsse stets mit den ökonomischen Zwängen abgewogen werden.

Text: Alexandra Wach

Hier der Link für die Mitgliederbefragung des Bundes Deutscher Architekten BDA im März / April 2020 zu den Effekten der Corona-Pandemie und Covid-19

Titelbild: Susanne Wartzeck, die Präsidentin des Bundes Deutscher Architekten BDA, hat sich zur Corona-Pandemie geäußert. Foto: Klaus Hartmann
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