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Sustainability
23. Dezember 2020

Mehr Platz zum Leben

Carsharing ist ein großer Schritt in Richtung autofreie Zukunft. Der Bundesverband CarSharing (Berlin) gibt in seiner aktuellen Auswertung bekannt, dass Anfang 2020 knapp 2,3 Millionen Fahrberechtigte bei den rund 220 deutschen Carsharing-Anbietern angemeldet waren. Doch welche Möglichkeiten gibt es überhaupt? Und was sind die Vorteile? Ein Überblick über Carsharingstudien

In den deutschen Großstädten ist Carsharing schon ziemlich weit verbreitet. Über zwei Millionen Bundesbürger teilen sich mittlerweile ein Auto und verwenden Carsharing privat oder über große Plattformen. Das Auto hat etwas von seiner Bedeutung als Statussymbol verloren, der öffentliche Nahverkehr ist gut ausgebaut und wird durch die Mitfahrgelegenheiten ergänzt. Darüber hinaus sind Elektrofahrräder, Pedelecs und Elektroroller populär wie nie zuvor und werden ganz oder teilweise für den Weg ins Büro genutzt. Außerdem fahren wegen Home Office viele nicht mehr täglich ins Büro.

Carsharing ist also ein großer Schritt in Richtung autofreie Zukunft. Der Bundesverband CarSharing (bcs) gibt in seiner aktuellen Auswertung verschiedener Studien bekannt, dass Anfang 2020 knapp 2,3 Millionen Fahrberechtigte bei den rund 220 deutschen Carsharing-Anbietern angemeldet waren. Außerdem verkündet der Bundesverband CarSharing, dass es in fast der Hälfte aller Städte mit 20.000 bis 50.000 EinwohnerInnen Carsharing-Angebote gab. „Das stationsbasierte CarSharing hat die höchste verkehrsentlastende Wirkung. Ein stationsbasiertes CarSharing-Fahrzeug ersetzt bis zu 20 private Pkw.  Deswegen ist das Wachstum hier von besonderer verkehrspolitischer Bedeutung“, erklärt Gunnar Nehrke vom Bundesverband CarSharing.

Carsharing wirkt verkehrsentlastend. Das wurde in verschiedenen wissenschaftlichen Studien immer wieder bestätigt. Die Ergebnisse zeigen: CarSharing führt zur Abschaffung privater Pkw und trägt zur Reduzierung des Pkw-Bestands bei. Darüber hinaus verändert CarSharing das Mobilitätsverhalten: CarSharing-Kund*innen nutzen die Verkehrsmittel des Umweltverbunds öfter und den Pkw seltener als die Vergleichsbevölkerung. Neuere Studien zeigen allerdings, dass verschiedene CarSharing-Varianten unterschiedlich wirken. Während die verkehrsentlastende Wirkung des stationsbasierten CarSharing erwiesen ist, bleibt sie für das free-floating CarSharing umstritten.

Neben der „Free-floating“-Option mit Anbietern wie Share Now oder Sixt Share gibt es als weitere Möglichkeiten privates oder stationsgebundenes Carsharing. Beim privaten Carsharing, auch Peer-to-Peer-Carsharing genannt, bietet eine Privatperson das eigene Fahrzeug über ein Portal im Internet in der lokalen Umgebung an und verleiht es entgeltlich an MitbürgerInnen. Plattformen wie Getaround, Getaway oder Snappcar vermitteln private Autos an zahlreichen Standorten in Deutschland. Das stationsgebundene CarSharing ist in Deutschland am weitesten verbreitet. 840 Städte und Gemeinden bieten mietbare Autos an einer bestimmten Abholstation im Ort an, an die das ausgeliehene Fahrzeug zurückgebracht werden muss. Die Autos müssen hier bei Anbietern wie Cambio, Flinkster oder Stadtmobil mit einer gewissen Vorlaufzeit gebucht werden.

Ein großer Vorteil von Carsharing ist, dass Nutzer Geld sparen, da Anschaffungs- und Fixkosten rechnerisch auf alle User*innen umgelegt werden. Ein starkes Netz an unterschiedlichen Anbietern ermöglicht es, dass immer Fahrzeuge und sogar verschiedene Modelle verfügbar sind. Darüber hinaus ist Carsharing nachhaltig und schafft öffentliche Fläche, die allen zur Verfügung steht. Noch keine optimale Lösung ist Carsharing allerdings für Pendler, da diese das Fahrzeug schlecht in den Alltag einbinden können. Zudem fährt nicht jeder gerne einen fremden Wagen – und gerade auf dem Land sind Carsharing-Angebote noch nicht flächendeckend vertreten. Gunnar Nehrke (Bundesverband Carsharing) betont dennoch: „Carsharing ist ein wichtiger Baustein nachhaltiger Mobilität. Je mehr sich das Angebot in der Fläche verbreitet, desto mehr Autofahrer*innen können ihr eigenes Auto abschaffen, ohne sich in ihrer Mobilität einschränken zu müssen.“

Über den Bundesverband CarSharing

Der Bundesverband CarSharing e.V. (bcs) ist der Dachverband der deutschen CarSharing-Anbieter. Ziel des Verbandes und seiner Mitglieder ist es, den Autobestand und Autoverkehr zu vermindern und die Umweltbelastung durch den motorisierten Individualverkehr zu verringern. Der bcs fördert CarSharing als moderne Mobilitätsdienstleistung und strebt eine Vernetzung mit dem öffentlichen Nahverkehr an. Gegründet wurde er 1998; die Geschäftsstelle sitzt in Berlin.

Text: Valentina Grossmann

Übersicht über Carsharing-Studien

Polito 2020: Chicco, Diana, Loose, Nehrke: Comparing car ownership reduction patterns among members of different car sharing schemes operating in three German inner-city areas (noch nicht veröffentlicht)

STARS 2019: STARS Deliverable 5.1 – New mobility market equilibria in the cities of tomorrow. 2019. Deutsche Fallstudie: Bundesverband CarSharing e.V. (Hrsg.): Entlastungswirkungen unterschiedlicher CarSharing-Varianten. Projektbericht. Berlin 2019

bcs 2019: Bundesverband CarSharing e.V.: Stationsbasiertes CarSharing in Berlin wirkt deutlich verkehrsentlastend. Berlin 2019

STARS 2018: STARS Deliverable 4.1 – The influence of socioeconomic factors in the diffusion of car sharing. Deutsche Fallstudie: Bundesverband CarSharing e.V. (Hrsg.): Nutzer und Mobilitätsverhalten in verschiedenen CarSharing-Varianten. Projektbericht. Berlin 2018

share 2018: Öko-Institut, ISOE (Hrsg.): share – Wissenschaftliche Begleitforschung zu car2go mit batterieelektrischen und konventionellen Fahrzeugen. Abschlussbericht. 2018

Bremen 2018: team red Deutschland GmbH (Hrsg.): Analyse der Auswirkungen des Car-Sharing in Bremen. Endbericht. 2018

Carplus 2017/2018: comoUK: Car Club Annual Survey for London. September 2019

WiMobil 2016: BMW AG, DB Rent GmbH, DLR (Hrsg.): Wirkung von E-Car Sharing Systemen auf Mobilität und Umwelt in urbanen Räumen (WiMobil). Gemeinsamer Abschlussbericht. April 2016

bcs 2016: Bundesverband CarSharing e.V. (Hrsg.): Mehr Platz zum Leben − wie CarSharing Städte entlastet. Abschlussbericht. Juni 2016

EVA-CS 2015: team red Deutschland GmbH et al. (Hrsg.): Endbericht Evaluation CarSharing (EVA-CS). Landeshauptstadt München. 2015

 

Carsharing wirkt verkehrsentlastend. Das wurde in verschiedenen wissenschaftlichen Studien immer wieder bestätigt. Carsharing führt zur Abschaffung privater Pkw und trägt zur Reduzierung des Pkw-Bestands bei. Foto: Share Now
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