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Architecture
28. November 2020

In Sydney soll das höchste Holzhaus der Welt entstehen

Die Architekturbüros SHoP und BVN bauen für das Softwareunternehmen Atlassian ein 180 Meter hohes Gebäude aus Holz, das vollständig mit erneuerbarer Energie betrieben werden und über Sonnenkollektoren sowie selbstbeschattende Fenster verfügen soll

Um die Auflagen für den Brandschutz einzuhalten, wird das Gebäude als Hybrid aus Holz und Stahlbeton errichtet. Das Exoskelett wird daher aus Glas und Stahl bestehen. Atlassian will mit dem innovativen Projekt trotz der derzeitigen Home-Office-Trends das Büro der Zukunft schaffen. Die 4000 geplanten Arbeitsplätze auf 40 Etagen sollen besonders flexibel gestaltet werden.

Als höchstes Holzhochhaus der Welt galt bisher das 2016-19 erbaute „HoHo“ im 22. Wiener Bezirk, etwa 15 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Dieses ist 84 Meter hoch, hat 24 Stockwerke, und wurde von der Wiener Architektin Caroline Palfy entworfen. 4500 Kubikmeter Fichtenholz wurden dabei verarbeitet. Die Stabilität liefert hier ein Betonkern, aber 75 Prozent des Gebäudes bestehen aus Holz.

Das Baumaterial Holz liegt voll im Trend: In Amsterdam ist ein 130 Meter hohes Holzhaus geplant, in Chicago ein 228 Meter großes und in Tokio sogar eines mit 350 Meter Höhe. Auf diese Weise könne nach Meinung vieler Stadtplaner der Bevölkerungsverdichtung in Städten Rechnung getragen werden. Das wohl spektakulärste Projekt plant der japanische Holzbaugigant Sumitomo Forestry zurzeit in Tokios Geschäftsviertel Maronouchi. Pünktlich zum 350. Firmenjubiläum soll dort 2041 ein 350 Meter hohes Holzhochhaus eingeweiht werden – jeder Meter soll für ein Jahr Unternehmensgeschichte stehen. Der sogenannte Plyscraper (das Wort kommt aus dem Englischen und bezeichnet einen Wolkenkratzer aus Holz) soll auf 70 Etagen Geschäfte, Hotels, Büros und Wohnungen beherbergen. Um das Hochhaus gegen Erdbebenabzusichern, soll es von einer außenliegenden Stahlkonstruktion um die Stützpfeiler und Balken entlastet werden.

Will man sich allein auf das Baumaterial Holz beschränken, gerät man, was die Statik betrifft, natürlich rasch an seine Grenzen. Und so gehen auch alle sogenannten Holzhochhäuser – anders als etwa die berühmten mittelalterlichen Stabkirchen Norwegens – von einer Hybridbauweise aus. Die Bezeichnung „Größter Holz-Wolkenkratzer der Welt“ ist also ein wenig ungenau.

In Australien ist das Interesse für relativ hohe Gebäude in Holzbauweise schon seit einiger Zeit zu beobachten. Der Softfware-Entwickler Atlassian möchte seine Firmenzentrale ganz in der Nähe von Sydneys Hauptbahnhof errichten. Sie soll 2025 fertiggestellt sein und aoll an den Seiten integrierte Solarmodule aufweisen. Zur Ausstattung zählen außerdem bepflanzte Terrassen mit natürlicher Belüftung. Bereits im kommenden Jahr sollen die Bauarbeiten beginnen.

Das in New York ansässige Architekturbüro SHoP und das australische Architekturbüro BVN haben das gewaltige Hybridbauwerk gemeinsam entwickelt. In den oberen Stockwerken ist Raum für flexible eingerichtete Büros, während die unteren Stockwerke des Turms ein Hostel mit 480 Betten beherbergen. Als der größte in Holz ausgeführte Hochhausturm Australiens gilt bisher ein 45 Meter hoher Turm in Brisbane.

Scott Farquhar, einer der beiden Gründer von Atlassian, betont vor allem die Bedeutung des Gebäudes als zentralem Versammlungsort des neuen Technologiezentrums, das sei gerade in Zeiten dezentraler Arbeitsstrukturen wichtig. Farquhar ist höchst optimistisch: „Sydney hat das Potential, eines der führenden Technologie-Zentren der Welt zu werden.“ Das Gebäude gibt der neuen Technologie-Zone ein Gesicht und markiert gleichzeitig den Anspruch Sidneys, auf dem internationalen Technologie-Markt in Zukunft eine bedeutende Rolle zu spielen. Die Premierministerin von New South Wales, Gladys Berejiklian, sprach sogar davon, dass das neue Technologie-Zentrum Australiens schon bald dem amerikanischen Silicon Valley ernsthafte Konkurrenz bereiten werde.

Text: Martin Miersch

Tipp: Schaut in unseren nächsten Digital-Talk kommenden Dienstag hinein – in München soll ein sechzig Meter hoher Atelier-Turm für Künstler aus Recycling-Beton entstehen. NXT A spricht mit den Treibern der Initiative und Akteuren aus der Architekturbranche und der Münchner Stadtpolitik – wir freuen uns auf Euch!

Die neue Firmenzentrale von Atlassian in Sydney soll das höchste Hybrid-Holzgebäude der Welt werden. Foto: Mike Cannon-Brookes / Atlassian
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