Hybrides Arbeiten: Vertrauensvoll und flexibel
Am zufriedensten sind diversen Studien zufolge diejenigen Beschäftigten, die selber mitbestimmen und wählen können, wie oft sie in der Firma und wie oft sie von zu Hause aus oder von unterwegs arbeiten. Das kann im heimischen Arbeitszimmer sein, auf der Terrasse oder im Park. Das Pendeln zum Arbeitsplatz fällt weg und die gewonnene Zeit und Energie lässt sich für andere Dinge nutzen, etwa für die Familie, Freunde, Sport oder ein gutes Buch. Wer am frühen Morgen am effektivsten ist, kann mittags nach vollbrachter Arbeit, falls terminfrei, eine Siesta einschieben – ganz ohne Gewissensbisse.
Nicht nur für die Arbeitnehmenden bietet die flexible Zeiteinteilung Vorteile: Die Firmen sparen Miete, wenn sie weniger Raum für Büros benötigen. Auch der öffentliche Nahverkehr und die Straßen sind entlastet.
Die meisten Beschäftigten möchten die Möglichkeit zum Homeoffice nicht mehr missen. Dieser Wunsch schließt die Sehnsucht nach dem Büro keineswegs aus: So ergab eine Untersuchung der Universität Konstanz, dass die meisten Arbeitnehmenden ebenso wenig auf ihren Büroarbeitsplatz verzichten möchten. Sie freuen sich auf die persönliche Interaktion und den spontanen, kreativen Austausch mit den Kolleg:innen. Ein Plausch auf dem Flur, das gemeinsame Essen in der Kantine oder eine Zufallsbegegnung auf der Treppe bringen den sozialen Kit hervor, der die Mitarbeitenden verbindet. Fehlt diese informelle Verbindung, kann das auf Dauer zur Entfremdung von Chef:in, Kolleg:innen und dem Unternehmen führen. Viele Arbeitnehmende erlebten während der Lockdowns sogar ein Burn Out: Alleine im stillen Kämmerchen fiel es ihnen schwer, abzuschalten und in den Feierabendmodus zu wechseln.
Für Führungspersönlichkeiten geht es darum, die Erwartungshaltungen der Beteiligten mit den betrieblichen Anforderungen unter einen Hut zu bekommen. Das ist keine leichte Aufgabe und erfordert viel Empathie.
Homeoffice ist vielleicht nicht allen Mitarbeitenden zugänglich. Kolleg:innen mit beengten Wohnverhältnissen können es nicht umsetzen. Andere könnten die Heimarbeit als Begünstigung wahrnehmen. Wieder andere entwickeln vielleicht ein Misstrauen den zu Hause arbeitenden Kolleg:innen gegenüber, da sie nicht unmittelbar mitbekommen, „was die da machen“.
Nicht jede Tätigkeit lässt sich im Homeoffice genauso gut erledigen wie live vor Ort im Team. Oder es braucht – wie etwa im Architekurbereich – eine spezielle Ausstattung, die nicht in jeder Wohnung vorhanden ist. In diesen Fällen müssen Arbeitgebende und Beschäftigte eine tragfähige, gemeinsame Lösung finden und gegebenenfalls abwägen, inwiefern sich auch entsprechende Investitionen rechnen.
Je dezentraler, flexibler und virtueller wir zusammenarbeiten, desto wichtiger ist daher die Kommunikation innerhalb des Unternehmens. Welches sind die individuellen und gemeinsamen Ziele? Was brauche ich, um diese zu erreichen? Was brauchen wir, um diese zu erreichen?
Das Büro der Zukunft wird weniger Arbeitsplatz als ausgeprägter Kommunikationsort sein. Als Stätte der Begegnung und Interaktion wird es auffangen, was im Digitalen noch nicht ausreichend funktioniert. Dabei muss ein Meeting von Kolleg:innen keineswegs zwingend im Konferenzraum stattfinden. Warum nicht mal auf halber Strecke zwischen den Home Offices im Park zu einem „Walk and Talk“ treffen?
Text: Inge Pett