Glücklich, kreativ, genügsam
Der Bausektor verursacht etwa zwei Fünftel aller Abfälle wie auch der Treibhausgas-Emissionen. Zudem verbraucht er ebenso viel von den natürlichen Ressourcen. Ein Umstand, der die Architektin und Publizistin Dominique Gauzin-Müller umtreibt, und mit ihr den Ingenieur Alain Bornarel und den Architekten und Stadtplaner Philippe Madec. Vor drei Jahren riefen sie daher die Bewegung „Frugalité heureuse” ins Leben. In dem „Manifest für eine glückliche und kreative Genügsamkeit“ appellieren sie an eine kollektive Intelligenz sowie die aktive Beteiligung der Nutzer von Gebäuden. Nicht das Gebäude sei intelligent, sondern seine Bewohner, heißt es in dem Manifest.
Das Ziel von „Frugalité heureuse” ist eine Architektur, die möglichst respektvoll mit natürlichen Ressourcen umgeht. Indem sie sich auf tradierte Bauweisen bezieht, entsteht eine Balance aus Tradition und Moderne. Eine Strategie, die in der Architektur immer mehr an Bedeutung gewinnt.
Die Ausstellung „frugalité créative – weniger ist genug“ präsentiert 20 Bauten aus Frankreich (Grand-Est) und 15 aus Baden-Württemberg, der Schweiz und dem Vorarlberg. Bei allen kamen vorwiegend regionale Materialien zum Einsatz. Materialen wie Holz oder auch Strohballen. Hunderte von großen öffentlichen Einrichtungen und Sozialwohnungen, die im letzten Jahrzehnt in Frankreich gebaut wurden, sind mit diesem Nebenprodukt der Landwirtschaft gedämmt. Durch das Bekenntnis zu Materialien aus der Region fallen lange Lieferketten weg. Das hat nicht nur einen ökologischen Vorteil: Neben der Minimierung schädliche Emissionen werden gleichzeitig lokale Arbeitsplätze geschaffen.
Wie etwa bei der von Christophe Aubertins Büro Studiolada erbauten Mehrzweckhalle in der Gemeinde Ancy-Dornot im Département Moselle. Das primäre Gerüst der hölzernen Halle besteht aus Douglasienlaminat aus dem Elsass, die Bretter sind aus Schwarzkiefernholz aus den Wäldern der Gemeinde.
Zu den auf deutscher Seite entstandenen Beispielen zählt die Stuttgarter Baugemeinschaft MaxAcht. Für das Co²-neutral errichtete, viergeschossige Wohnhaus setzte das Büro architekturagenturausschließlich metall-und leimfreie Massivholzelementen ein.
Die Wanderausstellung wird begleitet von Vorträgen, Gesprächsrunden, Workshops und Exkursionen. Weitere Stationen sind Karlsruhe, Freiburg, Nancy und Straßburg. An allen Orten ist Interaktion gewünscht. Der Architekten und Ausstellungsgestalter Thomas Rustemeyer und die Kommunikationsdesignerin Anna Kraus haben eine Szenographie geschaffen, die dazu einlädt. Unter anderem dienen Strohballen als Sitzelemente. Frei nach der Devise: Weniger ist genug.
Text: Inge Pett