Become a Member
← Alle Artikel
Architecture
07. Juni 2021

Gemeinsam Grenzen überschreiten

Mit der IBA Basel Expo vom 1. Mai bis 6. Juni 2021 endete die IBA Basel 2020 – und mit ihr die erste Internationale Bauausstellung im Dreiländereck zwischen Deutschland, Frankreich und der Schweiz. Dass die IBA Basel ein voller Erfolg war, das bestätigte – noch vor ihrem offiziellen Abschluss – eine Studie der RWTH Aachen mit Fokus auf Prozess und Ergebnisqualität

Um auf die Bedürfnisse von Menschen in metropolitanen Räumen reagieren zu können, müssen politische Grenzen überwunden werden – das ist die zentrale Botschaft der IBA Basel. Denn: Hinter Grenzen kann man sich nicht verstecken. Ob Klimawandel, Digitalisierung oder Globalisierung: Die Herausforderungen, denen wir uns als Gesellschaft im 21. Jahrhundert stellen, machen nicht vor Mauern halt. Gleichzeitig sind Grenzen alles andere als passé – und zwar nicht nur im Zuge der Corona- Pandemie. USA und Mexiko, Israel und Palästina, der Brexit – zahlreiche Regierungen zogen in den letzten Jahrzehnten Grenzen und Mauern hoch. Und auch wenn die Mauern fallen – wie 1989 in Berlin – bleiben die Grenzen oftmals bestehen. Wie gehen wir als Gesellschaft künftig mit Grenzen um?

Das war die zentrale Frage, der sich die IBA Basel in den letzten zehn Jahren verschrieben hatte – und mit insgesamt 43 IBA Projekten konkrete Antworten darauf lieferte. Als IBA im Dreiländereck Deutschland—Frankreich— Schweiz war die IBA Basel 2020 die effektiv erste Internationale Bauausstellung. Mit ihrer Hilfe entstanden auf politischer, institutioneller, raumplanerischer und kultureller Ebene neue, grenzüberschreitende Verbindungen, die den Metropolitanraum Basel näher zusammenbrachten. Ihr Ziel war es, eine Region mit drei Ländergrenzen, zwei Sprachen und diversen Dialekten, 230 Gemeindegrenzen und drei Planungssystemen zu einem gemeinsamen Lebensraum zu entwickeln und die entsprechenden Prozessstrukturen für grenzüberschreitende Projekte möglich zu machen.

Mit Erfolg: Sie stiess einen kulturellen Wandel an, die gemeinsame trinationale Region neu zu denken. Das bestätigt eine Wirkungsanalyse der RWTH Aachen University, die erstmals in der Geschichte der Internationalen Bauausstellungen den Arbeitsprozess in einer aktiven IBA Phase untersucht hat. Laut der Studie entstanden durch die IBA Basel starke Netzwerke zwischen den Akteur:innen der drei Länder, die gemeinsame Arbeit verbesserte nachhaltig die Raumund Lebensqualität, und die Region wurde bereits zum Zeitpunkt der Abschlusspräsentation über ihre Grenzen hinweg neu gedacht.

Der Effekt der IBA Basel in zehn Sätzen

Die von der IBA Basel Geschäftsstelle und dem Schweizer Bundesamt für Raumentwicklung ARE beauftragte Studie der RWTH Aachen University untersucht die Wirkungen der IBA Basel entlang ihrer Arbeit an konkreten Projekten. Eingefangen über einen Methodenmix aus quantitativer Befragung, vertiefenden Diskussionen in Fokusgruppen und begleitenden Interviews, stützt sich die Analyse auf die Selbsteinschätzung derjenigen, die an den IBA Projekten beteiligt waren.

Insgesamt wurden 203 ausgefüllte Fragebögen von Akteur:innen aus Verwaltung, Politik, Privatwirtschaft, Universitäten, Verbänden, Vereinen und Initiativen ausgewertet. Ziel der Analyse war es, ein belastbares Gesamtbild davon zu erhalten, wie die IBA Basel auf Akteur:innen, ihre Aktivitäten und letztlich auf die Raum- und Lebensqualität in der trinationalen Agglomeration gewirkt hat. Eine Einzelauswertung der Projekte stand nicht im Vordergrund. Laut den Ergebnissen der Wirkungsanalyse arbeitete die IBA Basel nicht nur an konkreten räumlichen Projekten, sondern unterstützte mit einer Vielzahl weicher Faktoren die Zusammenarbeit über die Grenzen hinweg. Sie vernetzte Akteur:innen, stellte Planungs- Know-how bereit, förderte die gegenseitige Transparenz und Wertschätzung, brachte kleine wie grosse Partner:innen in der Region auf Augenhöhe zusammen und förderte das gemeinsame Verständnis der kulturellen Vielfalt in der Region.

In zehn Kernaussagen fasst das Team von Prof. Dr. Agnes Förster, Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtentwicklung, die Ergebnisse seiner Wirkungsanalyse zusammen:

1. Die IBA Basel fördert einen gemeinsamen räumlichen Rahmen

2. Die IBA Basel schafft Kontakte, Allianzen und Sprachrohre für die Region

3. Die IBA Basel denkt exterritorial

4. Die IBA Basel schafft Aufmerksamkeit für die vielen Orte in der Region

5. Die IBA Basel erzeugt Wissen und Werkzeuge für trinationale Projektumsetzung

6. Die IBA Basel entwickelt gemeinsame Werte

7. Die IBA Basel entwickelt die Region mit grenzüberschreitenden Projekten

8. Die IBA Basel wagt komplexe Projekte

9. Die IBA Basel beweist Prozessinnovation

10. Eine IBA steht für Ambition, Glaubwürdigkeit und Dynamik

 

Tipp: Zum Abschluss der IBA Basel 2020 gibt es eine zweisprachige Fachpublikation „IBA Basel 2020 „Gemeinsam Grenzen überschreiten – Au-delà des limites, ensemble“ der IBA Basel und aus der Baumeister Redaktion das Baumeister-Sonderheft.

Die Rheinterrassen in Basel (CH) – ein Ort zum Verweilen. Foto: © IBA Basel / Martin Friedli
Partner Partner Partner Partner Partner Partner Partner
Friends Friends Friends Friends Friends Friends Friends