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Architecture
21. Januar 2021

Anerkennung für die Architektur der 1970er Jahre

Das Berliner Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Charité von Fehling + Gogel ist seit gestern unter Denkmalschutz gestellt worden

Nachdem lange über den Abriss des Instituts für Hygiene und Mikrobiologie der Charité in Lichterfelde nachgedacht wurde, hat das Landesdenkmalamt Berlin das brutalistische Gebäude nun unter Denkmalschutz gestellt. Im Jahr 1966 begannen die bekannten Architekten Hermann Fehling und Daniel Gogel mit der Gebäudeplanung des Forschungs- und Bildungsbaus. Drei Jahre später, 1969 bis 1974, entstand das Institut für Hygiene und Mikrobiologie in Berlin Lichterfelde im Auftrag der Freien Universität Berlin nach dem Entwurf der beiden Architekten.

Gemeinsam mit dem nahe gelegenen Klinikum Steglitz – heute das Hauptgebäude des Charité Campus Benjamin Franklin, gebaut 1961 bis 1968, Baudenkmal seit 2012 – und den mittlerweile außer Betrieb genommenen Zentralen Tierlaboratorien gegenüber, auch bekannt als sogenannter Mäusebunker, gebaut 1971 bis 1981 von den Architekten Gerd und Magdalena Hänska, bildet es eine einzigartige Gruppe von jüngeren Forschungs- und Gesundheitsbauten am Teltowkanal.

Die Senatsverwaltung für Kultur und Europa, Berlin lobt vor allem den herausragenden Erhaltungszustand der Gesamtanlage. Durch die Verwendung ausdrucksstarker Formen schufen Fehling + Gogel, bedeutende Vertreter der Berliner „Scharounschule“, skulpturhaft wirkende Figuren, die dabei die Nutzung im Inneren abbilden und unterstützen. Ebenfalls von hoher Qualität zeuge der Umgang mit dem bewusst in Szene gesetzten Beton. Das zum Baustil des Brutalismus gehörende Gebäude ist somit aus künstlerischen, historischen und städtebaulichen Gründen denkmalwert.

„Das Berliner Hygiene-Institut, 1885 von Robert Koch gegründet, ist Teil der Berliner Geschichte. Ohne die hier geleistete Forschungsarbeit wäre Berlin nie Millionenstadt geworden. Der nun ausgesprochene Denkmalschutz ehrt neben dem modernen Institutsbau auch die lange und segensreiche Arbeit der Berliner Hygiene-Wissenschaft“, sagte Prof. Dr. Axel Radlach Pries, Dekan der Charité, und freut sich, hier gemeinsam mit Partnern wie der Freien Universität Berlin einen Life Science Campus zu entwickeln.

Die Würdigung des Denkmals geht auch mit dem Bekenntnis der Charité zum Standort im Südwesten Berlins einher. Im Dezember letzten Jahres startete ein wettbewerbliches Dialogverfahren zur städtebaulichen Entwicklungsplanung des gesamten Campus Benjamin Franklin mit den Liegenschaften Institut für Hygiene und Mikrobiologie und dem sogenannten Mäusebunker.

„Die Charité möchte in einem mehrstufigen Verfahren mit international renommierten, interdisziplinären Planerteams eine Vision für die Neue Charité in Steglitz-Zehlendorf entwickeln – als Universitätsklinikum, das in gesellschaftlicher Verantwortung Zeichen für die Medizin der Zukunft setzt“, sagte Astrid Lurati, Vorstand für Finanzen und Infrastruktur der Charité.

Wegbereitende architektonische Ansätze sollen das internationale Spitzenniveau der Charité in Forschung und Behandlung widerspiegeln und sich zugleich mit dem historischen Erbe, das von hoher baukultureller Bedeutung ist, konstruktiv auseinandersetzen. An diesem Verfahren sind die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, die Senatskanzlei – Wissenschaft und Forschung, das Landesdenkmalamt Berlin sowie das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf beteiligt.

Die Zukunft des Mäusebunkers bleibt weiterhin ungewiss. Mögliche Nutzungsperspektiven sollen begleitend zum mehrstufigen, wettbewerblichen Dialogverfahren im Rahmen eines in Vorbereitung befindlichen Modellprojektes geprüft werden.

Text: Valentina Grossmann

Tipp: Bereits in unserem dritten digitalen Talk sprachen wir mit Architekt Ludwig Heimbach über die Geschichte sowie über die Zukunft der beiden brutalistischen Ikonen der Berliner Architektur. Im Talk führte er uns virtuell durch seine Ausstellung „Mäusebunker & Hygieneinstitut: Versuchsanordnung Berlin“ und gewährte uns einen Einblick in das Innere der Bauwerke. Das Video findet ihr in unserer Mediathek.

Das Hygieneinstitut Berlin-Lichterfelde, Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Charité, ehemaliges Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Freien Universität, Fehling + Gogel (Hermann Fehling, Daniel Gogel), 1966–1974, steht nun unter Denkmalschutz. Foto: Wikimedia Commons/Gunnar Klack
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