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Sustainability
08. November 2020

Umweltfreundlich unterwegs

Sie sind die Alternative zum Auto in der Stadt: Lastenfahrräder. NXT A berichtet über zwei Kauf- und Leihmodelle aus Bamberg und München

Die Post ist schon seit langem damit ausgestattet, auch viele Bäckereien schätzen das umweltfreundliche Gefährt. Immer mehr Menschen entdecken jetzt die echte Alternative zum Auto in der Großstadt, wenn es gilt, schwere Lasten zu transportieren: Die Rede ist von Transporträdern, Lastenfahrrädern, die auch Cargobikes genannt werden. Angeboten werden recht unterschiedliche Modelle. Der „Vorderlader“ etwa hat eine tief gelegene Ladefläche zwischen Lenker und dem weiter nach vorne gerückten Vorderrad. Die Lenkbewegung wird über Gestänge oder Seilzug übertragen. Diese Konstruktion hat in Dänemark eine lange Tradition. Dort ist sie unter dem Namen Longjohn schon seit 1930 bekannt.

Lastenfahrräder werden auch bei uns immer beliebter. Mit ausreichend Transportvolumen kann man Kinder, Hunde oder Waren transportieren. Man steht nicht mehr im Stau oder muss lange nach einem Parkplatz suchen. Außerdem darf man immer in erster Reihe, also zum Beispiel direkt vor einem Laden parken und einladen. Darüber hinaus trägt ein Lastenfahrrad dazu bei, weniger CO2 zu produzieren. Aber das Gefährt ist nicht ganz billig. Lastenfahrräder kosten zwischen 3.000 und 5.000 Euro. Umso weitsichtiger sind daher Initiativen von Kommunen, die den Kauf  von Lastenfahrrädern durch einen finanziellen Zuschuss fördern. Es geht darum, die Bürgerinnen und Bürger bei der umweltfreundlichen Mobilität zu unterstützen.

In Bamberg zum Beispiel können neben Gewerbetreibenden können auch   Familien und Alleinerziehende mit mindestens einem Kind und Hauptwohnsitz in der UNESCO-Welterbestadt die Förderung ab dem 1. September 2020 beantragen. Die Stadt Bamberg übernimmt dabei jeweils 25 Prozent der Nettoanschaffungskosten. Bei Lastenpedelecs   mit elektrischer Unterstützung erfolgt dies bis zu einem Höchstbetrag   von 1.000 Euro und bei muskulär betriebenen Lastenrädern bis zu maximal 500 Euro. Bürgermeister und Klimareferent Jonas Glüsenkamp freut sich, dass die Förderung ausgegeben werden kann:„Mit der Lastenradförderung für Unternehmen und Privatpersonen setzen wir als Stadt auch in Zeiten von Sparmaßnahmen aufgrund der Coronakrise ein klares Zeichen: Klimapolitik und Verkehrswende bleiben wichtige Zukunftsthemen, die wir offensiv angehen.“ Ziel der Förderung, so Glüsenkamp, sei es, mit einem finanziellen Anreiz die Kaufentscheidung für ein Lastenrad zu erleichtern. Wer ein solches Rad anschafft, würde Lasten im Alltag, wie zum Beispiel Einkäufe, emissionsfrei transportieren   und damit einen wesentlichen Anteil zum   Klima- und Umweltschutz leisten, betonte der Referent für Klima, Mobilität und Soziales.

Anträge auf eine Förderung durch die Stadt können Familien, Alleinerziehende mit mindestens einem Kind, sowie Gewerbebetriebe, Kleinstunternehmen, freiberuflich tätige Personen, Stiftungen, Genossenschaften, eingetragene Vereine und Körperschaften des öffentlichen Rechts aus Bamberg stellen. „Der Antrag muss vor der Bestellung eines Lastenfahrrades gestellt werden“, merkt Anita Schmidt, Leiterin des Umwelt- und Klimaamts, an. „Nachträglich kann der Zuschuss nicht gewährt werden.“

Der Förderantrag, die Richtlinien und hilfreiche Informationen können unter www.stadt.bamberg.de/lastenradfoerderung2020 abgerufen werden. Bei möglicher Förderung erhalten die Antragstellerinnen und Antragssteller einen  Förderbescheid. Der Kauf des Lastenrads muss anschließend innerhalb von drei Monaten erfolgen. Für Rückfragen steht Jutta Neuner vom Klima- und Umweltamt unter der Telefonnummer 0951/87-1724, Montag bis Freitag, in der Zeit von 8:00 bis 13:00 Uhr, zur Verfügung.

Eine andere Möglichkeit ist es, ein Lastenfahrrad zu leihen: Beispielsweise bietet das Projekt „Freie Lastenradler“ in München ein solches Angebot. Die Initiatoren sind die beiden Münchner Raphael Draeger und Thomas Schmidt. Sie vermieten Lastenfahrräder privat. Draeger ist in der Münchner Öko-Szene bei rehab-republic.de aktiv. Hier hat er bei zahlreichen Aktionen wie Kleidertausch-Flashmob, Club Mob etc. mitgewirkt. Er fährt jeden Weg mit dem Fahrrad und die Strecke München-Bozen – immerhin 300 km – wurde von ihm in zwei Tagen bezwungen. Durch das Projekt „Daniel – Dein Lastenrad für München“ hat er schon Erfahrung mit freien Lastenrädern gesammelt und zusätzlich ist er sehr gut vernetzt mit den im Bereich der Nachhaltigkeit tätigen Münchner Vereinen. Auch Schmidt engagiert sich seit vielen Jahren für die Förderung des Radverkehrs und war vor allem beim ADFC in Flensburg aktiv. So hat er unter anderem, teilweise gemeinsam mit anderen im ADFC, 2014 ein Konzept für einen Radschnellweg zwischen dem Münchner Hauptbahnhof und der BMW-Niederlassung im Norden sowie ein Konzept für einen fußgänger- und fahrradfreundlicheren Odeonsplatz erarbeitet.

Die beiden Projektentwickler haben mit „Dein Lastenrad für München“ das erste kostenlose Lastenrad nach München gebracht. Vorbild dafür war das kostenlose Lastenrad „Kasimir“ aus Köln. Auch in Würzburg bei „Freies Lastenrad Würzburg“ und in Freiburg kann man bei „LastenVelo Freiburg“ kostenlos ein Lastenfahrrad ausleihen.

Stehen wir also vor einer Verkehrswende im Innenstadtbereich? Davon sind wir vermutlich noch weit entfernt, aber, wer die alltägliche Verstopfung städtischer Geschäftsviertel durch sperrige Lieferfahrzeuge kennt, wird den Trend sicherlich begrüßen. Auch ließe sich der CO2-Ausstoß durch gezielte Förderung von Cargobikes signifikant senken. Es wird geschätzt, dass fast ein Viertel der Lkw-Fahrten in Städten durch Lastenräder ersetzt werden könnte, insbesondere zur Feinverteilung von Transportgütern.

Text: Martin Miersch

In München kann man Lastenfahrräder jetzt leihen: Die beiden Projektentwickler Raphael Draeger und Thomas Schmidt haben mit „Dein Lastenrad für München“ das erste kostenlose Lastenrad nach München gebracht. Vorbild dafür war das kostenlose Lastenrad „Kasimir“ aus Köln. Foto: www.freie-lastenradler.de
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