Liebe am Maschendrahtzaun
Vor wenigen Tagen war es Paaren, bei denen eine Person in Deutschland und die andere in der Schweiz lebt, möglich, sich am Grenzzaun zwischen Konstanz und Kreuzlingen zu treffen, um in Kontakt zu treten. Zärtlichkeiten wie Händchenhalten, Küsse und Umarmungen konnten ausgetauscht werden. Nun verhindert ein zweiter Zaun grenzübergreifende Berührungen. Zwischen den beiden Zäunen sind rund zwei Meter Abstand – der direkte Kontakt ist nun vollkommen ausgeschlossen.
Die Freude über das bloße Wiedersehen – Face to Face – ist groß. Andere stresst es, sie fühlen sich wie Verbrecher, wenn sie sich am alten Grenzübergang treffen, um ein wenig Zeit miteinander zu verbringen. Seit 2006 war die deutsch-schweizerische Grenze am Bodensee als solche kaum mehr erkennbar.
Nicht alle Paare sind einsichtig. Sie können nicht verstehen, weshalb man die Quarantänezeit nicht gemeinsam als Paar verbringen kann – trotz unterschiedlicher Herkunft und auch ohne Trauschein. Simon Hofmann, Stabschef des regionalen Führungsstabs Kreuzlingen versichert: „Wir tun dies nicht gerne.“ Es gehe lediglich um den Gesundheitsschutz. Und auch laut Caroline Leuch, Leiterin der Kommunikation bei der Stadt Kreuzlingen, geht es den Behörden nicht darum Leute zu schikanieren. Es sei weiterhin erlaubt, sich an der Grenze zu treffen. Der Abstand müsse aber eingehalten werden.
Die „Kunstgrenze“ (2006/07) stammt von dem in Großbritannien, Malta und Deutschland lebenden Künstler Johannes Dörflinger. Sie ist ein 22-teiliges Werk aus Tarotzeichen. Auf hohen Betonsockeln sitzen die überdimensionalen Raumzeichen aus rot lackiertem Edelstahl auf einer Strecke von rund 300 Metern Länge zwischen den Städten Konstanz und Kreuzlingen.
Text: Valentina Grossmann