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Architecture
10. Juni 2021

Architekt Gottfried Böhm ist tot

Gottfried Böhm galt als einer der gefragtesten Architekten der Nachkriegszeit. Er erbaute spektakuläre Betongebäude und wurde als erster Deutscher mit dem Pritzkerpreis ausgezeichnet. Nun ist der Kölner Architekt im Alter von 101 Jahren gestorben

Der Kölner Architekt Gottfried Böhm wurde durch spektakuläre Kirchenbauten wie den Pilgerdom in Neviges bei Düsseldorf berühmt. Die Beton-Wallfahrtskirche gilt als sein Hauptwerk und polarisierte seit ihrer Eröffnung 1968. Viele empfanden sie als Zumutung. So erhielt sie schon bald den Beinamen „Gottesgebirge“. Heute gilt der Bau als Meilenstein moderner Kirchenarchitektur.

Böhm galt als einer der gefragtesten Architekten der Nachkriegszeit. Seine Bekanntheit begründete sich auf seine skulpturalen Bauten aus Beton, Stahl und Glas, von denen einige als „Architektur-Ikonen“ des 20. Jahrhunderts gelten. Insgesamt schuf er mehr als 50 Sakralbauten. Schon sein Vater, der Architekt Dominikus Böhm (1880–1955) machte sich einen Namen als Kirchenbauer.

Böhm selbst baute als Architekt fast ausschließlich in Deutschland, wurde jedoch auch international wahrgenommen. So erhielt er 1986 als erster Deutscher den Pritzkerpreis, der als weltweit wichtigste Architekturzeichnung gilt. Die Jury lobte Böhms Verbindung von Tradition und Moderne und stellte ihn in der Laudatio selbst als Teil einer Tradition vor, indem er als „Sohn, Enkel, Ehemann und Vater von Architekten“ bezeichnet wurde.

Auch seine Frau Elisabeth, die 2012 starb, war Architektin. Zusammen mit ihr entwarf Böhm unter anderem die WDR-Arkaden in der Kölner Innenstadt. Noch als Hundertjähriger gehörte es zu seiner Morgenroutine, mit dem Rollator das Büro im Kölner Stadtteil Marienburg aufzusuchen und in die Schaffenswelt seiner Familie einzutauchen. Das Gebäude hatte sein Vater Dominikus 1928 erbaut. Hier entfalten sich heute drei der vier Söhne als Baumeister, der vierte ist Künstler. Man kann also durchaus von einer Baumeisterdynastie sprechen.

Gottfried Böhm hat die Menschheit mit seinen Kirchen, Moscheen, Theatern und Bibliotheken herausgefordert und nicht nachgelassen in seinem Streben um einen zukunftsfähigen Städtebau.

Maria, Königin des Friedens in Neviges gilt als wichtigstes Werk Böhms. Foto: Wikimedia Commons
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