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Urban Landscape
03. Februar 2020

Wie Ulm mit Schlafkapseln Obdachlosen helfen will

In Deutschland leben mehr Menschen auf der Straße als eine Stadt wie Düsseldorf Einwohner hat. Nun will Ulm mit sogenannten Schlafkapseln Obdachlose vor dem Kältetod bewahren

Innen riechen sie angenehm nach Fichte und nach ein paar Minuten probeliegen wird es im Inneren eines „Ulmer Nests“ durch die eigene Körperwärme angenehm warm. Die Rede ist von einer sogenannten Schlafkapsel, von denen seit diesem Winter zwei in Ulm aufgestellt sind. Mehr als eine halbe Million Menschen leben in Deutschland auf der Straße. 678.000 waren es im Jahr 2018. Das sind mehr Menschen, als in einer Stadt wie Düsseldorf leben. Um Obdachlose vor dem Kältetod zu bewahren, ließ die Stadt Ulm diesen Winter zwei mobile Schlafkojen aufstellen, eine am „Alten Friedhof“, die andere am Karlsplatz. Schutz und Wärme sollen die „Ulmer Nester“ bieten. Die aufklappbaren Holzkonstruktionen mit Liegefläche im Inneren bestehen aus massivem Holz und pulverbeschichtetem Stahlblech und können von innen verriegelt werden. Für die Wärmeisolation und frische Luft sorgen Sensoren. Die Schlafkapseln sind für eine Nacht gedacht und richten sich an Menschen, die bestehende Angebote der Wohnungslosenhilfe wie Übernachtungsheime meiden oder sich von ihrem Hund als häufig einzigem Bezugspartner nicht trennen möchten.

Die Idee für die schützenden Nester entstand 2018, als die Stadt Ulm im Rahmen des Bundesprogramms „Nationale Projekte des Städtebaus“ verschiedene Initiativen förderte. Im Auftrag der städtischen Abteilung für Soziales und Bildung entwickelten die lokalen Unternehmen „Widerstand und Söhne“ und „Bootschaft | Büro für Gestaltung“ zusammen mit dem Informatiker Florian Geiselhart zwei Prototypen. Bis Frühjahr 2020 sollen sie nun erprobt werden. Für die Entwicklung und wissenschaftliche Begleitung gibt die Stadt Ulm 35.000 Euro frei. Und sollten sich die „Ulmer Nester“ bewähren und Menschen vor dem Erfrieren bewahren, kann die Lösung überregional präsentiert werden, heißt es auf der Website des Projekts.

Text: Marie Annette Laufer

Befragung von Betroffenen und Mitarbeitern bei der Caritas in Ulm. Foto: Ulmer Nest
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