Vom Bauerngarten bis zum Urban Gardening
Farblich abgestimmte Blumenbeete, üppige Pflanzenwelt in geometrischen Einfassungen oder englische Staudenformationen zählen heute zu den klassischen Elementen in der Gartengestaltung. Unsere Gartenkultur unterscheidet sich allerdings beträchtlich von den aus Antike und Renaissance überlieferten Kräuter- und Ziergärten. Eine schier unübersehbare Vielfalt von Gartenkonzeptionen ist heute zu beobachten. Der gewählte Gartentyp ist jedoch kein Zufall. Ein Garten sagt viel über die Persönlichkeit des Gärtners bzw. der Gärtnerin aus.
Das Museum Burg Posterstein in Thüringen widmet sich in einer aktuellen Ausstellung der Gartenkunst vom Mittelalter bis heute. Während in Erfurt die Bundesgartenschau stattfindet, wollen sich auch Museen des Altenburger Landes mit der Geschichte des Gartens befassen. Eine Kooperation des Residenzschlosses Altenburg, des Lindenau-Museums, des Naturkundemuseums Mauritanium und des Museums Burg Posterstein will aufzeigen, wie historische Gärten das Landschaftsbild und die Gesellschaft geprägt haben.
Auf Burg Posterstein ist daher eine der Ausstellungen zu historischen Gärten im Altenburger Land zu sehen. Die Ausstellung „#GartenEinsichten“ mit dem Untertitel „Wie der Gärtner, so der Garten“ widmet sich der Frage, wie Gärten in ihrer Form und Funktion auch immer ein Spiegel der Gesellschaft waren. Bei der Ausstellung geht es auch um die Frage, wie der Garten der Zukunft aussehen soll. Welche Bedürfnisse müssen Gärten künftig erfüllen? Schlägt Effizienz irgendwann Natürlichkeit? Schon jetzt sieht man vielerorts Schotter- und Steingärten statt blühendem Zier- und Nutzgarten. Ist das zu bedauern oder schlichtweg eine weitere Facette dessen, was „Garten“ sein kann?
Die Ausstellung will dazu anregen, über diese Fragen nachzudenken. In Posterstein stehen zwei Gartenformen im Fokus: Die Bauerngärten und die Gärten der Rittergüter. Die Erfurter Gartenarchitektin und Co-Kuratorin Christiane Nienhold hat sich mit der Geschichte der Bauerngärten im Altenburger Land befasst. Sie haben sich in ihrer Form an den frühen Klostergärten orientiert. „Das hängt damit zusammen, als im 12. Jahrhundert die Altenburger Region Reichsland wurde und Klöster eingeführt wurden – vorher war das slawisch besiedelt“, sagt Nienhold.
Als zweite Form werden die zu Schlössern und Rittergütern zugehörigen Gärten beleuchtet. Ein Highlight der Ausstellung ist dabei der landschaftliche Park des Schlosses Tannenfeld. Vor gut 200 Jahren ist er von der Herzogin von Kurland angelegt worden. Über 50 Rhododendronarten sind dort noch heute zu bestaunen. 1899 gründete Arthur Tecklenburg ein Sanatorium für „Gemüts- und Nervenkranke“ auf dem Gelände und erweiterte die Parkanlage um Nutzgärten, „um ein autarke Versorgung der Patienten zu ermöglichen“, so Nienhold.
Nach dem Besuch der Ausstellung empfiehlt sich ein Ausflug in den Schlosspark Tannenfeld, der nur eine 15-minütige Autofahrt entfernt ist. So kann das Ausstellungsobjekt direkt in natura betrachtet werden. Zur Ausstellung gehört auch der Hashtag #Garteneinsichten. Hobbyfotograf:innen können darunter auf allen gängigen sozialen Medien Fotos, Videos oder Blogbeiträge über ihre Lieblingsgärten veröffentlichen. Das Material wird von Co-Kuratorin Marlene Hofmann ausgewertet und im Laufe der Zeit in die Ausstellung integriert. Vor allem wollen die beiden wissen, warum die Menschen gerne in Parks spazieren gehen und wie die Parks der Zukunft aussehen könnten. Außerdem zeigen fünf Instagramer:innen aus der Region ausgewählte Gärten aus ihrer Perspektive.
Text: Martin Miersch