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Architecture
04. Oktober 2022

Die Schönheit von Tiefgang. NXT A wird ein bisschen anders

Es begann wie eine moderne Liebesgeschichte und endet mit einer Renovierung. NXT A, das Netzwerk für junge Architekturschaffende, will die bittere Lücke im medialen Architekturdiskurs füllen, welche die kritische Berichterstattung aufreißt.

Man kennt sie, die schönen Bilder auf Instagram. Und die Texte über neue, ikonische Gebäude, die sich auf den gängigen Architekturplattformen im Internet erschreckend ähneln. Die immerselben feschen Fotos aus dem PR-Abteilungen der Büros, die Features der Gebäude, die hervorgehoben werden, die Keywords. Ein gelungenes Projekt. Ein gelungenes Projekt?

Wohin geht die Reise? Ihr erfahrt es im Text! Photo: unsplash /Javier Allegue Barros

Was man selten sieht ist eine kritische Auseinandersetzung – nicht mit wichtigen Themen, die Architekturschaffende teilweise tagtäglich beschäftigen. Vielleicht nicht alle direkt im Arbeitsprozess in den Büros, aber manchmal im Hinterkopf, da machen sich ungute Gefühle breit. Man zweifelt und man verzweifelt manchmal an den unterschiedlichen Auffassungen von „guter“ Architektur mit den Auftraggeber:innen, mit den Kolleg:innen und letztlich besonders mit den Nutzer:innen der Bauten.

Was ist passiert? Es nennt sich Markt.

Das Internet ist ein riesiger, zu weiten Teilen komplett unreglementierter Markt, und der Markt kann sich entgegen populären (oder populistischen) Meinungen nicht selbst reglementieren. Zumindest nicht zum Vorteil jener ohne mächtige Lobby. Das gilt auch für den Architekturjournalismus und die Architekturkommunikation.

Manchmal jedoch ergreift der Zufall die Hand der Chance und bringt über eine Berufsplattform zwei Leute zusammen, die ihren eigenen Idealismus in den Aussagen der:des anderen wiedererkennen. Und dann entsteht etwas Schönes.

Willkommen bei NXT A

So kam es, dass eine idealistische Architekturschaffende mit Weltverbesserungsdrang auf einen alten Fuchs der Presse- und Verlagsbranche traf, der frischen Wind in sein Herzensprojekt hauchen wollte. Eine Neuausrichtung von NXT A ist die Folge davon.

Grundlegende Änderung betrifft zum einen die Definition jener Menschen, die wir mit NXT A ansprechen möchten: Vormals wurde Architektur mit der Baubranche synonym verwendet, nun stecken wir das Feld anders ab.

Wir verstehen Architekturschaffende zum einen als Planer:innen in den Architekturbüros, zum anderen als transdisziplinär agierende Professionist:innen anderer Branchen, die nicht minder Architektur mitgestalten sollen und wollen. Darunter fallen Pädagog:innen, Raum-Soziolog:innen genauso wie Innenarchitekt:innen, Landschafts-, Verkehrs-, Außenraumplaner:innen, Bauphysiker:innen und so weiter.

Das Credo lautet: Gemeinsam schaffen wir neue Ansätze in der Architekturbranche, gemeinsam können wir besser gestalten und voneinander viel lernen.

Architektur ist keine strikt abgegrenzte, monoartistische Profession, sondern ein generalistisches Betätigungsfeld für alle, die den Raum und die Umwelt besser gestalten möchten. (Nicht umsonst wurden in der österreichischen Wochenzeitung Der Falter in der Rubrik “Architekturkritik” die neuen Haltestellen-Schilder bekrittelt.) Dazu laden wir alle ein, die ein Interesse an Architektur und die kritische Auseinandersetzung mit ihr haben.

NXT A verstehen wir weder als ein Produkt das bzw. eine Dienstleistung die wir verkaufen wollen. Bei NXT A generieren wir Ansprüche an uns selbst, zu einer besseren Architekturarbeit, einem aufgeschlossenen und kritischen Diskurs sowie einer starken Gemeinschaft von Architekturschaffenden beizutragen.

Man kann aber nicht behaupten, dass es so, wie es momentan läuft, nicht weitergehen kann. Denn: Es gibt bereits eine wunderbare Fülle an frischen Ideen, neuen Zugängen zu bekannten und neuen Problemen; es gibt so viele junge, engagierte Architekturschaffende, die bereits in ihrem täglichen Tun und Wollen eine Veränderung spürbar werden lassen. Wir erfinden nichts Neues, sondern wir möchten diese Menschen vereinen und ihnen eine Plattform zum Austausch und zur Weiterbildung bieten. Wir verstehen uns als Katalysator, als Teil dieser Veränderung in der Architekturbranche. Und das aus tiefster persönlicher Überzeugung.

Die Eintönigkeit und die Praxisferne

Schöner Wohnen, die Zeitschrift mit Architekturdiskurs für die Masse, verständnisvoll aufbereitet und anschaulich bebildert, gibt es nicht mehr. Fachinterner Diskurs ist zumeist wirklich abgehoben; viele Architekturstudierende und -absolvent:innen haben wenige oder keine Freund:innen außerhalb ihrer Bubble – und ihre Bubble ist nicht nur fachlich, sondern besonders auch ideologisch konstituiert. Das ist dem zeitgenössischen Architekturverständnis geschuldet; wir als Architekturschaffende verstehen uns nicht als (angehende) Expert:innen eines begrenzten Fachs: Architektur ist nicht nur bauen. Allzu oft hat man vom konkreten Bauen ohnehin wenig Ahnung, handfeste Konstruktion wird teilweise recht stiefelterlich an den Universitäten gelehrt oder man kann jenen Fächern curricular teilweise gut ausweichen.

Architektur ist oft ein schwammiger Begriff.

Wer kennt es nicht: Man lernt neue Leute kennen, erzählt, dass man Architektur studiert (hat), und erhält als Antwort “Das hab ich auch mal inskribiert! … Für ein Semester.” oder “Das wollte ich auch immer studieren!” – Nicht jede:r will diesen Architektur-Zirkus mitmachen.

Mit Architektur identifiziert man sich als ganzer Mensch in seiner ganzen Existenz. Architektur ist eine ganz eigene Lebenseinstellung, eine eigene Sicht auf die Dinge und die Welt. Das hat zur Folge, dass Architekturschaffende sich ähnlich anziehen, ähnliche Marken kaufen, ähnliche Dinge wollen und ähnliche Produkte konsumieren; ähnliche Lebensentwürfe und Wohnverhältnisse haben. Ergo: ähnliche Leute bevorzugen. Leute, die wissend nicken, wenn man über die „fragmentierte Perzeption des Raumgefüges“ schwelgt, und nicht verwirrt die Augenbrauen heben, wenn „die Fassade eine lebendige Dreidimensionalität als Kontrapunkt zum profanen städtebaulichen Kontext bildet“.

Das, was dabei entsteht, nennt sich Echokammer, und wir kennen diesen Begriff primär im Zusammenhang mit Social Media: Wenn wir nur noch die eigene Meinung in unserem Feed finden, neigen wir dazu zu glauben, die ganze Welt würde unsere Ansichten teilen. Das geht zu Lasten eines ausgewogenen und vor allen Dingen kritischen Diskurses.

Aber nur Kritik ermöglicht uns eine andere Zukunft.

Deshalb gibt es bei NXT A zukünftig umfangreiche Aufarbeitung diverser Themen rund um die Architektur, die im Berufsalltag und darüber hinaus von Interesse sind. Junge Architekturschaffende und andere Expert:innen kommen zu Wort, erklären ihren Arbeitsbereich und ihre Ansätze und Gedanken in Sachen Entwerfen, Bauen, Arbeiten und Leben.

Manifest

Das alles geschieht unter einem neuen selbst auferlegten Leitfaden zur guten Berichterstattung. Ein Schlüsselpunkt bei der Neukonstitution von NXT A war nämlich die unausweichliche Analyse der aktuellen Medienlandschaft. Was dabei besonders ins Auge fiel war eine wenig diverse, amoralische, wirtschafts- und industrienahe Quasi-Werbemaschinerie, die sich als objektive und glaubwürdige Informationsquelle gebiert.

Sei eingeladen neue Wege mit uns zu gehen. Photo: unsplash /Joe Green

Radikale Transparenz

Ein wichtiger Aspekt des NXT MaNIFEST und unseres Credos zur guten Berichterstattung ist es, eine Nachvollziehbarkeit für alle Interessierten zu schaffen. Darunter fällt, dass wir als Ansprechpartner:innen niederschwellig zur Verfügung stehen und unsere Beweggründe offen kommunizieren möchten. Als Gegenbewegung zu nur scheinbar unabhängigen Webseiten und Social-Media-Kanälen zeigen wir gerne auf, wie wir uns finanzieren und aus welchen Gründen wir welche Menschen dazu einladen, bei Podcasts oder Kolumnen ihre Meinung und ihr Expert:innenwissen zu teilen.

NXT A hat die wunderbar privilegierte Situation, Teil eines großen Verlages zu sein. Zu unseren „Kolleg:innen“ zählen die Garten+Landschaft, das englischsprachige urban planning- und Architektur-Magazin TOPOS, das renommierte BAUMEISTER-Magazin und weitere Fachzeitschriften. Im Windschatten dieser etablierten Marken dürfen wir mittelfristig versuchen, unsere Ideen einer spannenden, hilfreichen und inspirierenden Medienarbeit umzusetzen, mit dem Ziel uns durch Mitgliedsbeiträge selbst finanzieren zu können.

Feedback, Feedback, Feedback

Das bedeutet natürlich auch, dass wir uns über Feedback aus unserer Gemeinschaft, von unseren Leser:innen und Fachpersonen freuen, wenn Themen an uns herangetragen werden, die wir aufbereitet und hinterfragend in Berichte, Kolumnen, Podcasts und Veranstaltungen gießen werden. Mindestens genauso wichtig ist uns Kritik, die aufzeigt, was wir verändern oder verbessern sollten, denn auch hier gilt: Voneinander lernen wir, miteinander gestalten wir. Außerdem sind wir immer offen für Kollaborationen und neuen Input.

 

Der erste Schritt ist jedenfalls getan und wir freuen uns darauf, bald mehr relevante Themen und multimediale Inhalte zu veröffentlichen!

 

Für die frischesten Updates bietet übrigens unser Instagram-Kanal eine ideale Ausgangsbasis.

Titelbild: NXT A. Es wird gearbeitet. Es wird anders.
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