„Ruhm und Zufriedenheit“
Das „Bekannt- bis Berühmt-Werden“ ist als Motivation für Studium und Berufsausübung ehrlicherweise nicht zu unterschätzen. Persönliche und gesellschaftliche Anerkennung anzustreben ist sicherlich legitim und wärmt bei Erfolg die Seele und füttert das Ego. Man kann dies auch als ideelles Honorar bezeichnen, Bestätigung macht zufrieden. Dafür muss man auch nicht gleich berühmt sein.
Dieser Weg ist naturgemäß dem freiberuflich Tätigen offener als bei angestellter Berufsausübung.
Während Ersterer alleine die Anerkennung (Ruhm ?!), aber auch die Kritik seiner kleinen und großen Projekte erntet ist Letzterer überwiegend in ein Team eingebunden und weisungsgebunden. Dafür kann hier der Berufsanfänger aber auch gleich an großen Projekten und deren Erfolg teilhaben. Er kann zumindest sagen: „Ich war dabei!“ und es in seine CV schreiben, was ebenfalls selbst-bestätigend und zufriedenstellend ist!
Wenige Berufe umfassen eine so schillernde Bandbreite wie der des Architekten: vom bloßen Gedanken bis in die harte Welt des Physischen. Sind am Anfang nur Ideen steht später das Ergebnis in Stein, Stahl und Glas für jeden sichtbar da. Lange Zeit und frei zugänglich für jeden Kommentar. Und natürlich ist damit auch immer der Name des Entwurfsverfassers verbunden. Im besten Fall ist die Anerkennung für das Bauwerk dann hoch und der Name des jeweiligen Architekten wird bekannt. Einige werden sogar berühmt, das Sozialprestige des Architekten ist nach wie vor hoch. Namen wie u.a. Christoph Ingenhoven, Jean Nouvelle, Frank Gehry, Norman Foster, Daniel Libeskind, Zaha Hadid, Coop Himmelb(l)au, etc. klingen und die mit Ihnen verbundenen Bauwerke faszinieren.
„Erfolgreich-Sein“ sollte aber sehr individuell definiert werden und sich an viel mehr Parametern messen als nur am Geld, auch wenn dies in unserer Gesellschaft im Vordergrund steht! Wenn man es durch das Wort „Zufriedenheit“ ersetzt wird der Weg etwas klarer. Wann bin ich mit meinem Beruf zufrieden? Wenn ich richtig gut in etwas bin, wenn ich bekannt/berühmt bin, wenn ich richtig viel Geld verdiene, wenn ich z.B. anderen mein Wissen weitergebe? Bin ich eher der visionäre Typ oder der Bodenständige? Bin ich eher technisch orientiert oder künstlerisch? Gehe ich auch mal Risiken ein oder bleibe ich lieber in Deckung?
„Gut in seinem Bereich zu sein, kompetent und anerkannt“ ist aber in allen Formen der Berufsausübung möglich, je nach eigener Veranlagung und Entwicklungsstand. Man muss sie nur finden und dabei immer ehrlich zu sich selber sein.
Daher ist das Erkennen der eigenen Schwerpunkte, Potentiale und Vorlieben neben der Aneignung von Fachwissen und Erfahrung aber wohl die eigentliche Herausforderung für den Berufsanfänger. Denn mal ehrlich: Das Studium entlässt den Absolventen mit einem Berufsbild, dass sich an den großen Namen (siehe oben) orientiert. Diese stellen aber die Ausnahme und nicht den Regelfall dar!
Und hier helfen nur drei Dinge: Praxis, Praxis, Praxis! Und Mut (und ja, auch das Durchhaltevermögen!) die Vielfalt dieses faszinierenden Berufs auszuprobieren.
Heute etwas philosophisch, dafür geht es in 14 Tagen im dritten Teil um „Geld“.
Übrigens, Am 7.4. beantwortet Bernd Schenk eure Fragen zum Thema Selbstständigkeit in einem digitalen Q&A, zu dem ihr euch hier anmelden könnt!
Und um Selbstständigkeit von Architekten ging es im ersten Teil der Kolumne, den ihr hier lesen könnt.
Selbstständige ArchitektInnen fördern.
Als selbst bekennender Freiberufler und Mitglied der Vereinigung der freischaffenden Architekten (VFA) möchte unser Autor Bernd Schenk das Honorar von 450 Euro als Preisgeld für einen Mikro-Wettbewerb stiften.
Der Wettbewerb besteht in der Einreichung eines Argumentes: „Was ist für mich der wichtigste Grund sich als freiberuflicher Architekt selbstständig zu machen?“ Das kann ein Satz, ein Video, ein Bild sein. Keine Abhandlungen, am besten kurz und knackig. Eure Argumente könnt Ihr bis zum 2. April 2021 an newmonday@georg-media.de senden. Unter den Einsendungen können unsere LeserInnen für die besten drei Beiträge abstimmen.