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Sustainability
21. Dezember 2020

Mehr lernen und mehr Fragen stellen

Landschaftsarchitektin Anja Schramm nahm an der digitalen Preisverleihung des 13. Deutschen Nachhaltigkeitspreises teil. Das Fazit unseres NXT A-Mitglieds: Wir sollten uns mehr mit Lieferketten und Materialzusammensetzungen beschäftigen. Mit Städten, Kommunen und Bauherren nach neuen Wegen suchen und diese umsetzen. Dabei ist die Kooperation mit verschiedenen Akteuren und den Bürgern im Planungsprozess essenziell
Fazit 2020: Unser Landschaftsarchitekturbüro muss nachhaltig nachhaltiger werden

Als Landschaftsarchitektin hat man das Gefühl, einen ziemlich nachhaltigen Job zu machen. Wir lassen schließlich Bäume pflanzen und entsiegeln Flächen, wo es nur möglich ist. Die Realität holt einen aber dann ein, wenn man sich etwas intensiver mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt.

Die erste Umweltsünde findet man spätestens beim nächsten Entwurf, den man noch mit Stift und Skizzenpapier macht. Beim genaueren Blick auf den Büroalltag fragt man sich, wie man überhaupt denken konnte, man sei nachhaltig. Den genauen Blick auf die Bauausführung lässt man erstmal lieber bleiben und dem Gefühl, nicht zu wissen wo man anfangen soll, folgt die Stimme der Vernunft.

Nur Stück für Stück kann es nachhaltiger und auch klimafreundlicher werden. Mit einem etwas entspannteren Blick auf den Planungsalltag fällt auf, das zum Beispiel das Thema Regenwassermanagement bei uns längst zum Alltag gehört: das Entsiegeln von Flächen und die Verwendung von wasserdurchlässigen Pflasterflächen ist mittlerweile selbstverständlich. Auch das Anpflanzen von Gehölzen, die zur Biodiversität beitragen und die Vermeidung von Monokulturen sind unumgänglich, die Zusammenarbeit mit dem Artenschutz ist Standard, tägliche Weiterbildungen sind obligatorisch. Und was kommt jetzt?

Ich nahm an der digitalen Preisverleihung des 13. Deutschen Nachhaltigkeitspreis teil. Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis ist eine Plattform für Inspiration, Motivation und Innovation. Die Hoffnung war groß, auf viele Fragen viele Antworten zu bekommen. Nach den ersten dreißig Minuten musste ich allerdings feststellen, dass ich neben Antworten und Lösungen auch unendlich viele neue Fragen zu hören bekam.

Die Vorträge und Diskussionen zur Baubranche haben deutlich gemacht, dass auch wir uns mehr  und vertieft mit Lieferketten und Materialzusammensetzungen auseinandersetzen müssen. Eigentlich logisch, aber bisher zu wenig praktiziert.

Es sind Themen wie: Waldrodungsfreie Lieferketten, Langlebigkeit, Biodiversität, Klimaneutralität mit denen wir uns teilweise nur oberflächlich beschäftigen.

Was passiert mit unseren Projekten in 20, 30 oder 50 Jahren? Kann man die verwendeten Materialien recyceln oder bauen wir mit Sondermüll?

Nach zwei Tagen digitaler Deutscher Nachhaltigkeitspreis habe ich für mich eine Antwort gefunden, wie es weiter gehen sollte:

Mehr lernen und mehr Fragen stellen. Mit den Städten, Kommunen und Bauherren nach neuen Wegen suchen und diese umsetzen. Die Kooperation mit verschiedenen Akteuren und auch den Bürgern im Planungsprozess ist dabei essenziell.

Die Frage der Wirtschaftlichkeit steht in der gesamten Baubranche aber immer noch im Vordergrund. Ein Umdenken allein in der Planung heißt noch nicht, dass es die Ideen in die Bauphase schaffen. Wir müssen vor allem Bürger, Investoren und öffentliche Bauherren begeistern und mitnehmen, die Projekte nachhaltig anzugehen.

Das sich etwas ändern muss ist allen Planer*innen klar, aber zu welchem Preis?

Wir versuchen mit hochwertiger, langlebiger, klimaneutraler und ästhetischer Architektur und Landschaftsarchitektur unseren Beitrag zu leisten. Die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Zugänglichkeit für Alle ist dabei ein wichtiger Wegweiser. Darauf können wir uns alle einigen.

Aber was passiert dabei mit uns? Den Landschaftsarchitekt*innen. Den Architekt*innen. Unser Job ist es schon lange nicht mehr, nur zu planen. Wir müssen begeistern, überzeugen, motivieren. Und das am besten schon gestern.

Hier möchte ich gern einmal auf die Definition von Nachhaltigkeit eingehen. Nachhaltigkeit beschreibt unter anderem die natürliche Regenerationsfähigkeit beteiligter Systeme. Vor allem die von Lebewesen und Ökosystemen. Dabei ist bezeichnend, welches  Maß der Nutzung dauerhaft ausgehalten werden kann, ohne dabei Schaden zu nehmen.

Können wir all das leisten und von uns behaupten, dass wir nachhaltig handeln? Sind wir in der Lage, Bauherren zu überzeugen, innovative Lösungen zu finden, wirtschaftlich umzusetzen und immer noch nachhaltig zu handeln? Oder sind wir nur dann wirklich nachhaltig, wenn wir unsere persönliche Leistung als endliche Ressource verstehen? Wie steht es um unsere eigene Regenerationsfähigkeit? Als Planer*innen haben wir eine Verantwortung gegenüber den Nutzern und vor allem gegenüber unserer Umwelt. Um dieser Verantwortung gerecht zu werden und um wirklich nachhaltig handeln zu können, muss die Verantwortung uns selbst gegenüber jedoch wieder Teil des Ganzen werden.

Unser NXT A-Mitglied Anja Schramm hat an der TU Dresden Landschaftsarchitektur studiert und arbeitet bei Fagus Seelemann Landschaftsarchitekten in Leipzig. 

NXT A-Mitglied Anja Schramm nahm an der digitalen Preisverleihung des 13. Deutschen Nachhaltigkeitspreises teil. Ihre Erkenntnisse teilt die Landschaftsarchitektin mit uns. Foto: www.fagus-leipzig.de
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