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Arts & Culture
18. März 2020

Krise als Chance

Dass es sich lohnt, das digitale Angebot in Zeiten von Corona hochzufahren, beweist das Beispiel der Florentiner Uffizien. Die Anzahl der Follower auf Twitter, Facebook und Instagram war noch nie so hoch wie seit der Schließung des berühmten Hauses

Uffizien-Direktor Eike Schmidt lässt sich nicht entmutigen. Seit er seine Tore schließen musste, erfindet er neue Formate für den digitalen Auftritt seines Hauses. Zum Beispiel „Uffizi Decameron“. Der Literaturklassiker von Giovanni Boccaccio handelte von zehn jungen Florentinern, die im 14. Jahrhundert vor der Pest in ein Landhaus flüchteten, um sich abseits des städtischen Grauens mit Geschichtenerzählen abzulenken. Inspiriert von dieser Grundkonstellation, lässt Schmidt nun seine Mitarbeiter online zu Wort kommen. Aufsichtskräfte, darunter nicht wenige Kunsthistoriker und Philologen, berichten etwa in „La mia sala“ über die Kunstwerke in ihrem Lieblingssaal.

„Das Format ist ein Riesenerfolg“, freut sich Schmidt, „da haben wir pro Folge zehntausende, in einigen Fällen auch hunderttausende Zugriffe. Wir haben bereits viele Folgen gedreht, die jetzt nach und nach online gehen. Auf der Website wiederum bieten wir sogenannte Hypervisionen an, also Online-Ausstellungen. Das werden wir weiter intensivieren. Unser Zugpferd ist allerdings unser Instagram-Account mit aktuell 430 000 Followern. Da zeigen wir jeden Tag ein Kunstwerk aus den Uffizien, dem Palazzo Pitti oder aus den Boboli-Gärten. Seit der Schließung wächst das Interesse rasant. Hatten wir früher 2000 neue Follower pro Woche, sind es jetzt 6000. Allerdings haben wir auch ein weltweites Publikum, da alle Texte sowohl auf Italienisch als auch auf Englisch verfügbar sind.“

Die Bevölkerung habe einen wirklichen Durst nach Kunst und Kultur, meint Schmidt. Das beweisen täglich die positiven Nutzer-Kommentare. Man sollte diesen Zuspruch als Chance begreifen, alternative Konzepte anzustoßen, für die man sonst im Museumsalltag keine Zeit findet. „All das, was jetzt digital geschieht, wird ein entscheidender Faktor für die Zukunft sein“ so Schmidt. „Auch und gerade durch den aktuellen Austausch mit der lokalen und regionalen Bevölkerung. Wir haben Social Media und unsere Webpräsenz von Anfang an nicht als Werbemittel gesehen. Sondern es ging uns immer darum, Inhalte rüberzubringen. Und das ist jetzt auch etwas, das wir mitnehmen und weiterführen werden.“

Text: Alexandra Wach

Titelbild: Ein Museum im Montagsmodus birgt auch Chancen in Zeiten der Corona-Krise, so Direktor Eike Schmidt. Foto: Instagram/Uffizien
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