Kleinere Wohnungen – weniger Energie – besser fürs Klima
Derzeit wird viel über nachhaltiges Wohnen diskutiert. Dabei liegt der Fokus meist auf den Themen Energieeffizienz, Altbausanierung und Nutzung erneuerbarer Energien. Deren Relevanz nimmt zu, wie unter anderem die aktuelle 1,5°-Studie des Wuppertal Instituts für Fridays for Future unterstreicht. Die Studie fordert neben der konsequenten Sanierung von Altbauten auch strenge Standards für Neubauten. Darüber hinaus verlangt sie Maßnahmen für flächensparendes Wohnen.
Immerhin beträgt die Wohnfläche knapp drei Viertel der beheizten Gebäudefläche in Deutschland – Tendenz steigend. So stieg zwischen 2000 und 2019 die durchschnittliche Wohnfläche pro Kopf von 39,5 auf 47,0 Quadratmeter. Damit erhöht sich – bei konstanter Bevölkerungszahl – der Aufwand für die Wohnraumversorgung. Außerdem führt mehr Wohnfläche pro Kopf zu einem Nullsummenspiel in der Energie- und CO2-Bilanz: Der Trend frisst die Fortschritte bei Dämmstandards und bei der Effizienz haustechnischer Anlagen wieder auf. Der absolute Energieverbrauch des Gebäudesektors sinkt nicht wirklich, wenn durchschnittlich größere Wohnungen zu heizen sind.
Wissenschaftler*innen aus verschiedenen Institutionen haben nun einen 10-Punkte-Plan erarbeitet, der die 1,5°-Studie ergänzt. Sie fordern Instrumente für flächensparendes Wohnen, mit deren Hilfe sich CO2-Emissionen, Flächen- und Materialverbrauch in einem ganzheitlichen Programm mindern lassen:
- Kommunale Aktionsstellen zur effizienten Wohnraumnutzung mit Beratung für Eigentümerinnen, um vorhandenen Wohnraum besser zu nutzen.
- Bauliche Teilung von Ein- und Zweifamilienhäusern zur Abtrennung einer abgeschlossenen Wohnung oder Einliegerwohnung. Dabei Einführung eines „Bestandsschutzes für Altbau“, so dass nur für neue Bauteile neue Auflagen gelten. Ausbau der Förderung für solche Maßnahmen.
- Soziale Wohnraumvermittlung, die leerstehenden Wohnraum an Menschen mit besonderem sozialem Bedarf vermittelt. Dafür begleitet sie vermietungswillige Eigentümerinnen mit Mietgarantien und Renovierungszuschüssen.
- Professionelle Vermittlungsstellen von „Untermietern ohne Untermiete“ nach dem Modell „Wohnen für Hilfe“.
- Alternative Wohn- und Nutzungskonzepte, beispielsweise Mehrgenerationen-Wohnungen und gemeinschaftliche Wohnprojekte
- Förderung flexibler Wohnformen wie Clusterwohnungen, Schalträume und Jokerzimmer, teilbare Wohnungen
- Ganzheitliches Umzugsmanagement, insbesondere in und zwischen kommunalen Wohnungsgesellschaften sowie Wohnungsgenossenschaften (bei beiden auch mit Belegungsvorgaben bei Neueinzug), mit Umzugsberatung, Zuschüssen und Prämien, Tauschprogrammen mit Wohnraumbörse, Garantie bisheriger Quadratmetermiete bei Verkleinerung sowie Alternativangeboten für Umzug in direkter Nachbarschaft.
- Förderung aller an den oben genannten Instrumenten beteiligten Beratungs- und Vermittlungs-Akteure für den in Altbauten geschaffenen Wohnraum durch einen Zuschuss.
- Leerstand von Wohnraum erfassen und beseitigen, insbesondere spekulativen Leerstand.
- Wiederbelebung leerstehender Wohnräume nach dem Modell „Jung kauft Alt“ durch Unterstützung Jüngerer beim Kauf einer alten Immobilie.
Text: Inge Pett