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Architecture
04. Januar 2022

Die Kirche des Heiligen Erlösers in Las Chumberas

Die neue Kirche in Las Chumberas ist eine Skulptur aus Beton mitten in einem Wohnviertel. Ihre Form ist der von Felsblöcken nachempfunden, wie sie typisch sind für die Vulkaninsel Teneriffa. Neben der skulpturalen Gestalt ist auch die Lichtführung innerhalb des Gebäudes sorgfältig komponiert.

Las Chumberas ist ein Stadtteil von San Cristóbal de La Laguna im Nordosten Teneriffas, der den meisten Besuchern und Besucherinnen der Insel wohl unbekannt sein wird. Hier, abseits der touristischen Zentren, in einem prekären Viertel, errichtete Architekt Fernando Menis im Auftrag der Diözese Teneriffa ein bemerkenswert gestaltetes skulpturales Kirchengebäude.

Wohnblöcke aus den 60er- und 70er-Jahren sowie Einkaufszentren und Industrielager prägen den Stadtteil heute. Seit einiger Zeit jedoch bewegen sich die Baumaschinen in Las Chumberas. Sie reißen die vielen, seit über zehn Jahren leerstehenden Wohnblöcke ab. Das Viertel wird umgestaltet. Die neue Kirche dient schon jetzt mit ihrem Gemeindezentrum als zentraler Ort der Identifikation und Referenz im Quartier.

Kirche in Las Chumberas inspiriert durch Gesteinsformationen

Das von den schroffen Gesteinsformationen der Vulkaninsel inspirierte Gebäude besteht aus vier Volumina aus Sichtbeton, die an große, unregelmäßige Felsblöcke erinnern. Mitten im Wohngebiet gelegen, bietet die neue Kirche in Las Chumberas mit ihren rauen, unbehandelten Oberflächen und ihrer skulpturalen Form einen Kontrast fürs Auge, fast als wäre sie aus einem geologischen Phänomen heraus entstanden.

Tageslicht fällt durch die mit Metall- und Glaselementen versehenen Einschnitte zwischen den vier Blöcken und durch Dachfenster in die Kirche hinein. Besonderen Wert legte Menis dabei auf die tageszeitabhängige Lichtführung innerhalb des Gebäudes. Zum Sonnenaufgang etwa fällt das Licht durch das Kreuz hinter den Altar. Mittags beleuchtet die Sonne Altar, Konfirmation und Kommunion, später hingegen den Beichtstuhl. Das einfallende Licht wird dabei durch die Decke abgeschirmt. Diese besteht aus mit Vulkangestein gefüllten Gabionen. Dadurch entstehen über den Tag hinweg vielfältige Lichtspiele.

Abgetragene Wände gegen Schallreflexionen

Die Porosität des Gesteins hat wegen ihrer Schallabsorption positive Effekte auf die akustische Qualität innerhalb der Kirche. Weil es in dem Betongebäude ansonsten trotzdem mächtig hallen würde, behalf sich der Architekt eines Tricks: Der Beton wurde mit einem Anteil porösen Vulkangesteins versetzt und nach dem Abbinden an ausgewählten Stellen grob abgetragen. Die so entstehende Akustik ähnelt so in ihrer Qualität der in einem Operngebäude.

Mehr Eindrücke zu dem Projekt gibt es hier.

Text: Arian Schlichenmayer

Titelbild: © Patricia Campora
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