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Architecture
17. Januar 2020

Im Finale für den Deutschen Architekturpreis 2020

Am 31. Januar wird im Deutschen Architekturmuseum (Frankfurt am Main) der DAM-Preis verliehen. Auf der Shortlist stehen fünf überzeugende Architekturprojekte aus Berlin, Frankfurt am Main und Bayern

Die lichte Pfeilerfront der James-Simon-Galerie setzt die Kolonnaden um die Alte Nationalgalerie und das Neue Museum um, die großzügige Freitreppe nimmt die Besucher des kompletten Ensembles auf. Die „Akropolis“ der neuen kulturellen Mitte Berlins, die von den David Chipperfield Architekten als zentrales Eingangsgebäude für die Museumsinsel geschaffen wurde, gehört zu den diesjährigen Finalisten, die für den Deutschen Architekturpreis 2020 nominiert wurden.

Seit 2007 werden mit dem Deutschen Architekturpreis jährlich herausragende Bauten in Deutschland ausgezeichnet. Der Preis wird vom Deutschen Architekturmuseum (DAM) in Kooperation mit der Firma Jung (Schalksmühle, Anbieter moderne Gebäudetechnik) vergeben. Unter Berücksichtigung von Vorschlägen der Architektenkammern werden in einem gestaffelten Juryverfahren die Finalisten ausgewählt. In diesem Jahr wurden von der Expertenjury, mit Stephan Schütz (gmp Architekten von Gerkan Marg und Partner, Gewinner des DAM-Preises 2019) als Vorsitz, fünf Finalisten nominiert.

Neben der James-Simon-Galerie von David Chipperfield Architects bestechen zwei weitere Berliner Bauten durch herausragendes Design. Aufgrund der ungewöhnlichen Ecklage des taz Redaktions- und Verlagsgebäude an der Friedrichstraße gestaltete die Züricher Agentur E2A ein Gebäude mit einer, für Berlin ungewöhnlichen, konstruktiven Nacktheit dank diagonaler, grafisch markanter Stahlverstrebungen. Nach außen zeigt sich der Bau zum angrenzenden Besselpark als würfelförmiger Solitär, auf Seite der Friedrichstraße hingegen fügt er sich mit seinen sechs Stockwerken in Traufhöhe und Flucht ein, während die Fassade mittig tief eingerückt ist und so einen großzügigen Portalbereich bildet.

Das Projekt „einfach gebaut“ wurde von den Orange Architekten realisiert. Sie kauften das als nicht bebaubar geltende Grundstück in der Eckertstraße unweit des Frankfurter Tores. In diesem schwierigen städtebaulichen Kontext realisierte die Agentur Orange in der Rolle als Grundstückseigentümer, Planer und eigenständiger Bauträger das Projekt mit 13 Wohnungen und zwei Gewerbeeinheiten. So entstand ein Ensemble mit zwei unterschiedlich proportionierten Baukörpern, die mit einer offenen Infrastruktur zu einem durchlüfteten Raumgefüge verbunden werden. Die Außentreppe kommuniziert mit dem Stadtraum, die Laubengänge dagegen grenzen an Grünflächen an und werden von den Bewohnern als Begegnungsräume genutzt. Die Konzeption des gesamten Projekts setzt ausdrücklich auf Nachhaltigkeit, so dass auch ein Großteil des Baumbestands erhalten bleiben konnte.

Mit dem Neubau am Frankfurter Peterskirchhof setzte das Architekturbüro NKBAK in vorbildlicher Art und Weise das Thema „Weiterbauen im Bestand“ um. Beim Neubau im Innenhof eines Gebäudes aus dem frühen 20. Jahrhundert wurde die denkmalgeschützte Friedhofsmauer des historischen Peterskirchhofs, die das Grundstück begrenzt, in die Planung miteinbezogen. Die Architekten führten mit der Fassade des neuen Gebäudes die historische Mauer optisch fort. Dies gelang dank spezieller Ziegel der dänischen Firma Petersen Tegl und einer Rhythmisierung der Fassaden mit unterschiedlich hohen Ziegellagen. Durch zwei Höfe, die in den Sommermonaten für den Aufenthalt im Freien genutzt werden können, großzügige Dachterrassen und zu Kommunikation einladende Wohn- und Arbeitsbereiche gelingt hier die Nachverdichtung in der Frankfurter Innenstadt besonders überzeugend.
Ein weiterer musealer Funktionsbau, der für den bedeutendsten Architekturpreis in Deutschland nominiert ist, ist das Eingangsgebäude des Freilichtmuseums Glentleiten bei Großweil (Florian Nagler Architekten). Die schlichte äußere Geometrie des neuen Gebäudes steht in überraschendem Kontrast zu seinem vielschichtigen Inneren. Florian Nagler und sein Team wollten ein großes, klares Dach und eine robuste Struktur schaffen, die die musealen Funktionen Empfang, Kasse, Museumsladen und Gastronomie aufnehmen können und dabei auch langfristig flexibel und nachhaltig sind. Das Dach orientiert sich in seiner Dimension am Maßstab der umliegenden Gebäude und fügt sich schlüssig in den ländlichen Kontext ein. Mit den zwei großen Zugangstoren zu Museum und Gastwirtschaft nimmt die Fassade Bezug auf die Tore des Starkerer Stadels. Die traditionelle Dachform und die einfachen Holzfassaden erinnern dagegen auf den ersten Blick an landwirtschaftliche Funktionsbauten, wie sie im bayerischen Voralpenland üblich sind. Doch die Details variieren die vertrauten Strukturen gekonnt.

Welche der architektonischen Lösungen den diesjährigen Preis erhält, dürfte also spannend werden. Die feierliche Preisverleihung sowie die Eröffnung der Ausstellung mit allen Bauten der Shortlist und dem Preisträgerprojekt findet am 31. Januar 2020 im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt am Main statt.

Alle Finalisten und nominierten Bauten werden in der Veröffentlichung des „Architekturführers Deutschland 2020“ vorgestellt. Anlässlich der Eröffnung und Preisverleihung erscheint zudem das „Deutsche Architektur Jahrbuch 2020“, das ausführliche Besprechungen der Projekte der Shortlist und des Preisträgers beinhaltet. Die Publikation ist ab jetzt im Buchhandel erhältlich.

Text: Marie-Annette Laufer

Deutsches Architekturmuseum (DAM), Frankfurt am Main
Preisverleihung und Ausstellungseröffnung: 31. Januar 2020, 19 Uhr
Ausstellungsdauer: 1. Februar  bis 10. Mai 2020
www.dam-online.de

Die James-Simon-Galerie ist von zentraler Bedeutung für die Infrastruktur des der Berliner Museumsinsel. Das von David Chipperfield Architects entworfene Gebäude gehört zu den diesjährigen Finalisten, die für den Deutschen Architekturpreis 2020 nominiert wurden. Foto: David Chipperfield Architects
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