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Architecture
13. August 2020

Happy Birthday Jean Nouvel!

Er gehört zu den großen seines Fachs: Gestern feierte der französische Star-Architekt Jean Nouvel seinen 75. Geburtstag

Den Louvre Abu Dhabi bezeichnet Jean Nouvel selbst als sein Meisterwerk. Über fünfzig Quaderbauten erinnern dort an eine arabische Altstadt, überspannt von einer großen Kuppel mit knapp 200 Meter Durchmesser. Wie ein roter Faden zieht sich Nouvels Interesse für die Kultur- und Baukunst des Mittleren Ostens durch seine Projekte. 1987 wurde er international bekannt mit dem Institut du monde arabe: Die vollständig verglaste Fassade des Pariser Kulturzentrums besteht aus Hunderten von mechanischen Glasblenden. Sie öffnen und schließen sich bei Lichteinwirkung und erinnern an die dekorativen Fassaden- und Fenstergitter der traditionellen islamischen Architektur.

Für seine spektakulären Entwürfe wird der Architekt, der gestern seinen 75. Geburtstag feierte, weltweit verehrt. Ganz unumstritten ist er allerdings nicht, seine Projekte überschreiten gelegentlich weit die Budgets: So soll die 2015 eröffnete Pariser Philharmonie statt 173 Millionen Euro über 380 Millionen gekostet haben. Insgesamt hat Nouvel über 200 Bauten geschaffen. Die Liste ist lang: In Lyon sanierte er die Oper, in Berlin entwarf er die Galeries Lafayette. Für Paris konzipierte der Baumeister neben der Philharmonie das Museum Quai Branly und die Fondation Cartier. Auch das Nationalmuseum in Katar trägt seine Handschrift ebenso wie diverse Hochhäuser und Hotels in Japan und Spanien.

Bekannt ist Jean Nouvel als Querdenker – eigentlich wollte er Maler werden, studierte dann aber Architektur in Bordeaux und Paris. Mit 25 Jahren eröffnete er sein erstes Architekturbüro. 1994 gründete er die Ateliers Jean Nouvel in Paris mit mittlerweile 150 Mitarbeitern. Niederlassungen in London, Barcelona und New York folgten.

Dass Architektur auf Empfindungen und Gefühle Einfluss hat, soll laut Jean Nouvel unbedingt stärker beim Gebäudeentwurf berücksichtigt werden: „Architektur ist Kunst und unterscheidet sich von der Konstruktion. Kunst gibt dem Leben Tiefgang, erzeugt Emotionen und verschönert das Leben“. Charakteristisch für den Baumeister ist sein kontextbezogener Ansatz. „Ganz egal, wo ich bin und wo ich gerade arbeite, ich kann gar nicht anders, als die Schönheit dieses einen ganz bestimmten Ortes herauszukitzeln und mit meinen architektonischen Ideen zu liebkosen“, erklärte der Pritzker-Preisträger einmal.

Tipp: Dokumentarfilmer Matt Tyrnauer hat Jean Nouvel in dem 15-Minüter „Jean Nouvel – Reflections“ porträtiert. Er offenbart, was den Star-Architekten bewegt.

Text: Ute Strimmer

„Architektur ist Kunst“: Pritzker-Preisträger Jean Nouvel wurde gestern, am 12. August, 75 Jahre alt. Foto: Still Altimeter Films / Matt Tyrnauer