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14. Februar 2023

Grundlagen für eine gute Architekturkommunikation

Die Architekturkommunikation erfährt gegenwärtig eine große Dynamisierung. Was früher in den Händen des Architekten bzw. der Architektin selbst lag, wird nun an professionelle Design- und Kommunikationsbüros ausgelagert, oder man unterhält gar eine eigene PR-Abteilung. Diese ist spezialisiert auf die bewusste Konstruktion der Außenwirkung, sowie die Kommunikation mit Presse und Co.

Diese Kommunikation fußt aber nur in den seltensten Fällen auf eine Ausbildung in der Architektur selbst. Meistens sind es Menschen mit Marketing-, Wirtschafts-, Journalismus- oder Coaching-Hintergrund, die diese Aufgaben übernehmen. Somit folgt jene Architekturkommunikation nicht mehr der Logik der Architekturarbeit selbst.
Wie sieht gute Architekturkommunikation an den Universitäten aus? Photo: unsplash /Miguel Henriques

Was bedeutet gute Architekturkommunikation?

Im Büroalltag ist es essenziell, dass im Team, aber auch mit externen Fachplaner:innen und den Behörden eindeutig und effizient kommuniziert wird. Das bedingt eine ausreichende Kenntnis über notwendige Fachbegriffe genauso wie das Verständnis für die Materie, sei es Entwurfs- oder die Detailplanung. Trägt man dieses Wissen nach außen, muss die Kommunikation jedenfalls auf das Zielpublikum zugeschnitten sein. Gute Architekturkommunikation vermittelt die Quintessenz der zu transportierenden Aussage. Sie informiert im Idealfall die Adressat:innen in einer Form, die eine korrekte Einschätzung zulässt. Das bedeutet auch, dass eine kritische Auseinandersetzung mit dem Inhalt erfolgen kann.

Wenn jedoch Architektur als Produkt beworben wird, wie PR-Firmen und Co darin spezialisiert sind, muss man automatisch davon ausgehen, dass die bereitgestellten und aufgearbeiteten Informationen korrumpiert sind. Sie können unvollständig, unwahr oder verzerrt wiedergegeben werden. Diese Architekturkommunikation, wie sie auf Social-Media-Kanälen und in Hochglanz-Magazinen praktiziert wird, lässt einen kritischen Diskurs außen vor. Riklef Rambow, Professor für Architekturkommunikation am KIT, hat unter anderem hierzu ein Interview gegeben.

Wo kann gute Architekturkommunikation gelernt werden?

Studierende der Architektur und artverwandten Fächern erhalten ihre Fähigkeiten an den Universitäten und Fachhochschulen. Hier müssen im Zuge der Entwurfs- und Planungslehrveranstaltungen die eigens erarbeiteten Projekte einem Fachpublikum präsentiert werden. Gute Präsentationen können die Nachteile eines mittelmäßigen Projekts vielleicht wett machen, wenn es um die Benotung geht. Im Idealfall wird der:die Student:in aber auch hinsichtlich der inhaltlichen Klarheit und Korrektheit geprüft und bewertet.

Genauso wäre es wüsnchenswert, dass jedes Projekt mit dem Publikum besprochen wird. Im Zuge zeitlicher und personaltechnischer Engpässe wird gerade dieser Teil der Präsentation vernachlässigt. Genau an diesem Punkt setzt die Problematik ein, dass Diskursteilnahme nicht mehr gefördert wird. Dabei ist die Bildungsstätte der ideale Ort, an dem durch trial and error eine lebhafte Debattenkultur abseits von beruflich-finanziellen Einbüßungen ausprobiert werden kann.

Untypische Allianzen

Das Architekturstudium gilt als sonderbare Mischform unter den Hochschulstudien. Einerseits ist es durch die technischen Komponenten des Curriculums sehr praxisnah. Andererseits fließen durch die Auseinandersetzung mit Design und Ästhetik sowie durch den entwerferischen Part auch philosophische, humanistische und kulturwissenschaftliche Aspekte ein. Für Techniker:innen ist Architektur ein Kunststudium, für Kunststudierende ist die Architektur ein Technikstudium. Tatsächlich ist die korrekte wissenschaftliche Arbeitsweise im Vergleich zu Konstruktions- und Entwurfsaufgaben eher ein Stiefkind des Curriculums. Abschlussarbeiten tendieren dazu, bildgewaltige, perfektionistisch gelayoutete Hochglanzbücher zu werden. Der schriftliche Teil wird oftmals reduziert auf eine Bestandsanalyse oder eine geschichtliche Aufarbeitung des baulichen Kontext.

Für das gezielte Lernen und Üben von guter Architekturkommunikation könnte die “Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten” oder eine damit Hand in Hand gehende neue Lehrveranstaltung herangezogen werden. Der Fokus des reinen wissenschaftlichen Arbeitens kann neue Impulse erhalten, indem den Studierenden beigebracht wird, wie dies explizit mit den Inhalten von und dem Diskurs über Architektur geschehen kann. Denn die bisherige (naheliegende) Ausrichtung des Fachs auf die historischen Komponenten der Architektur bewirkt oftmals ein inhaltliches Desinteresse der Student:innenschaft gegenüber der Lehrveranstaltung. Zukünftig wird der Kommunikationsaspekt der Architekturarbeit an Wichtigkeit zunehmen, denn die Unterhaltung verlagert sich von den Universitäten und Fachmagazinen hin zu einer scheinbar diskursfördernden Semi-Öffentlichkeit, die sich auf Foren und Plattformen in Privatbesitz konzentriert. Es liegt daher an den Universitäten, den angehenden Architekturschaffenden eine gute Ausbildung in Sachen Architekturkommunikation auf den Weg in die Praxis mitzugeben. Denn dadurch können sie nicht nur selbst den Diskurs mitgestalten, sondern auch Werbung von ehrlicher Kommunikation unterscheiden.

 

Teil 1 der Serie über Architekturkommunikation findet ihr hier.

Teil 2 beleuchtet dabei die Probleme. Den Artikel dazu findet ihr hier.

Titelbild Photo: unsplash /Edwin Andrade
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