Grüne Wände – eine Investition in die Zukunft
NXT A: Frau Bornholdt, entstand die neue Initiative aufgrund des Erfolgs der Gründachstrategie, oder war sie von Anfang an mitgedacht, und man wollte zunächst testen, wie solch ein Programm angenommen wird?
Hanna Bornholdt: Die starke Bautätigkeit in Hamburg führt zur Ausweitung und Verdichtung des Stadtraums. Das bringt auch klimatische und gesundheitliche Belastungen für die Bevölkerung mit sich. Daher sollten neben Strategien zur Begrenzung des Temperaturanstiegs rechtzeitig auch geeignete Anpassungsmaßnahmen umgesetzt werden. Die Gründachstrategie von 2014 ist ein wichtiger Startpunkt und Baustein in dieser Debatte. Aufgrund der positiven Erfahrungen wird Hamburg im Forschungsprogramm ExWoSt/Green Urban Labs unterstützt, die Strategie um grüne Fassaden zu erweitern.
NXT A: Welche Wirkung auf das Stadtklima lässt sich bisher durch die Gründachstrategie messbar nachweisen?
Hanna Bornholdt: Die Wirkung von Maßnahmen zur Klimaanpassung ist, im Vergleich zu CO2-Einsparungen im Klimaschutz, nicht so einfach nachzuweisen. Messbar ist aber der jährliche Zuwachs von etwa vier Hektar Gründachfläche. Darüber hinaus stellen wir fest, dass in öffentlichen und privaten Planungs- und Entscheidungsprozessen Gebäudebegrünung verstärkt berücksichtigt wird.
NXT A: Welche Ziele erhoffen Sie sich durch die zusätzliche Förderung der Fassadenbegrünung?
Hanna Bornholdt: Wir erhoffen uns, mit Freiräumen unterversorgte und stadtklimatisch belastete Quartiere der inneren Stadt mit Fassadengrün aufzuwerten. Eine Konzentration grüner Fassaden, etwa entlang von Verkehrsachsen, qualifiziert das Hamburger Stadtgrün und bringt mehr Lebensqualität in die Stadt.
NXT A: Unter welchen Voraussetzungen ist eine Förderung von Fassadenbegrünung möglich, und wie hoch ist der Förderumfang?
Hanna Bornholdt: Eigentümerinnen und Eigentümer, die ihre Wände freiwillig begrünen, also ohne rechtliche Auflage, erhalten einen Zuschuss von pauschal 40 Prozent der Baukosten, maximal 100 000 Euro je Objekt. Die Zuschüsse gelten für boden- und wandgebundene Begrünungen, vorbereitende Arbeiten, Rankhilfen, Pflanzen, Pflanzmaßnahmen, Bewässerungssysteme, Fertigstellungspflege sowie die Nebenkosten für eine fachliche Planung und Betreuung. Gefördert wird ab 1 000 Euro Baukosten an Neu- oder Bestandsbauten. Die Hamburgische Investitions- und Förderbank berät bei allen Fragen zur Förderung und begleitet beim Antragsverfahren.
NXT A: Zum Programm ist ein Handbuch erschienen. An wen richtet sich dieses, und was vermittelt es?
Hanna Bornholdt: Eine wichtige Zielgruppe sind Grundstücksbesitzerinnen und Bauherren. Mithilfe des Förderprogramms möchte die öffentliche Hand mit den Akteurinnen und Akteuren über Begrünung diskutieren und über die vielfältigen Möglichkeiten informieren. Das von der Umweltbehörde herausgegebene „Handbuch Grüne Wände“ informiert über Vorteile und Nutzen von grünen Fassaden. Grafiken und Steckbriefe zeigen, was Fassadenbegrünung ist und welche Möglichkeiten vielfältige Begrünungsvarianten bieten, ergänzt um eine speziell für Hamburg erstellte Pflanzliste. Darüber hinaus sind Hinweise und Empfehlungen zur Planung, Genehmigung, Bautechnik, Pflege, zum Brandschutz und zu Kosten enthalten, ebenso wie Möglichkeiten zur Förderung und Beratung.
Das Interview führte Tanja Gallenmüller, Editor Garten + Landschaft und Topos. Link zum Handbuch „Grüne Wände“ der Stadt Hamburg hier.
Dr. Hanna Bornholdt ist Landschaftsarchitektin und seit 2011 wissenschaftliche Referentin in der Behörde für Umwelt und Energie Hamburg und leitet im Referat für Gesamtstädtische Freiraumstrategien die Umsetzung der Hamburger Gründachstrategie.