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17. Juni 2021

Großraum München: Homeoffice führt zu Zersiedelung

Während der Corona-Pandemie haben viele Menschen die Erfahrung gemacht, dass sie sich den täglichen Weg zur Arbeitsstelle sparen und recht gut von zuhause aus arbeiten können. Inwiefern hat dies – insbesondere bei Großstädtern – zu Umzügen ins Umland geführt? Welche Orte hatten entsprechende Zuzüge zu verzeichnen? Und was sind gegebenenfalls die Folgen dieser Wohnortwechsel? Am Beispiel der bayerischen Landeshauptstadt haben Johannes Moser, Fabian Wenner und Alain Thierstein von der Fakultät Stadtentwicklung der Technischen Universität München diese Fragen untersucht

Die Autoren gehen davon aus, dass die Arbeit von zu Hause aus (Working from Home, kurz: WFH), auch nach überwundener Pandemie weiterhin möglich sein wird. In der Studie untersuchen sie, inwiefern Beschäftigte, die weniger oder gar nicht mehr vor Ort im Büro sind, ein neues Zuhause suchen, das ihren Bedürfnissen besser entspricht.

Seit einiger Zeit ist der Trend zu beobachten, dass die Menschen aus der Stadt München mit ihren exorbitanten Mietpreisen ins bezahlbarere Umland ziehen. Doch wie und wo lässt sich der Wunsch nach mehr Platz finanzieren? Wie und nach welchen Kriterien verschieben sich die Standortpräferenzen der Menschen und Firmen? Und: Welche Konsequenzen hat dies für die betroffenen Regionen?

Moser, Wenner und Thierstein haben in den Gemeinden Daten zu relevanten Aspekten der Wohnstandortwahl erhoben und einen Index entwickelt, der Faktoren wie Erreichbarkeit, Internetzugang, Preis und lokale Attraktivität umfasst, um das Potenzial zusätzlicher Wohnnachfrage für jede Gemeinde im Großraum München auszuloten. Das Ergebnis ist eindeutig: Die Corona-Krise führt zu einer Zersiedelung, raus aus dem Zentrum in die Region.

Besonders nachgefragt ist dabei der Norden: Vor allem die Stadt Augsburg, aber auch Landshut und Ingolstadt, Donauwörth, Eichstätt erfreuen sich großer Beliebtheit. „Sie und die umgebenden Gemeinden sind ein Ersatz für München: Sie bieten alle Pluspunkte einer Stadt mit dem großen Vorteil, wesentlich erschwinglicher zu sein“, so die Autoren. Auch sind die Städte verkehrsmäßig gut an München angeschlossen. Ein oder zweimal die Woche zu pendeln ist demnach eine machbare Option.

Laut der Studie sind sämtliche Städte an der A 9 zwischen Dachau und Ingolstadt, die zudem über Bahnhöfe verfügen, seit der Pandemie als Wohnort stark gefragt. Im Süden ist es vor allem die Stadt Rosenheim, die vielen Münchnern eine Alternative bietet.

Weniger nachgefragt ist hingegen der attraktive Süden zwischen München und Partenkirchen, wo sich eine besondere Dichte an Ferienhäusern und -wohnungen findet. Dort sind die Miet- und Kaufpreise – auch im nationalen Vergleich – extrem hoch.

Text: Inge Pett

Moser, Johannes, Fabian Wenner, and Alain Thierstein (2021): The Corona pandemic and working from home. Where could residents in the Munich Metropolitan Region move? Working Paper, Chair of Urban Development, Technical University of Munich (Veröffentlichung: 2. Juni 2021). Link: https://mediatum.ub.tum.de/doc/1613216/1613216.pdf

Seit einiger Zeit ist der Trend zu beobachten, dass die Menschen aus der Stadt München mit ihren exorbitanten Mietpreisen ins bezahlbarere Umland ziehen. Foto: Unsplash/Kwan Fung
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