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Longlife Learning
26. Februar 2020

Gratulation zum Fehler des Monats!?

Unsere Kolumnistin Simone von Schönfeldt setzt sich diesmal mit einer konstruktiven Fehlerkultur auseinander, denn Fehler passieren. Doch wie gehen wir mit ihnen um? Und was lernen wir daraus?

Hand aufs Herz: Wann hast Du das letzte Mal einen richtig blöden Fehler im Büro gemacht? Vergessen, den Plan zu aktualisieren, die falsche Version des Protokolls versandt, das Detail nicht mit dem Bauherrn abgestimmt, einen Fehler bei der Rechnungsprüfung gemacht, Materialproben in der falschen RAL-Farbe bestellt oder GRZ und GFZ verwechselt? Ach ja, stimmt, Du bist ja ArchitektIn und machst keine Fehler.

Aber stell Dir einfach mal vor, Dir sei ein Fehler unterlaufen. Was würdest Du machen? Abwarten und hoffen, es fällt niemandem auf? Prophylaktisch kündigen, damit es Dir nicht später auf die Füße fällt? Tagelang schlecht schlafen und versuchen, es zu vertuschen? Oder könntest Du es ansprechen, ohne dass die Luft im Büro brennt und Du eine Abmahnung bekommst?

Ausnahmslos jedem ist zu wünschen, dass er es ansprechen kann. Denn schließlich sind wir Menschen. Und Menschen machen Fehler – ja auch ArchitektInnen. In der Regel werden Fehler nicht mit Absicht gemacht. Sie sind immer mehr oder weniger ärgerlich, ganz selten auch ein klein wenig lustig. Fehler kosten Geld und oft auch Zeit. Sie passieren aus verschiedensten Gründen: mangelnder Abstimmung, Überlastung und Stress, fehlendem Know-how …

Aus meiner Sicht ist es das Schlimmste, wenn man über Fehler nicht spricht. Denn dann vergibt man die Chance, daraus zu lernen. Neben all den Themen, die eine Unternehmenskultur ausmachen und prägen – Strategie, Vision, Werte, Normen, Beziehungen et cetera – ist für mich eine gute Fehlerkultur essentiell. Ja, im Sinne von Innovation und Weiterentwicklung sind Fehler regelrecht unentbehrlich.

Und was heißt das jetzt? Was muss man tun, damit Fehler als Chance erkannt werden?

Darüber gibt es so viel Literatur, so unendlich viele Tipps, Tutorials und Workshops, dass ich an dieser Stelle eigentlich nur sagen möchte: Beschäftige Dich damit. Sprich das Thema beim Mittagessen mit KollegInnen an. Setz es auf die Tagesordnung im nächsten Team-Meeting. Es gibt nicht den einen richtigen Weg, sondern viele – Ihr als Team im Büro solltet gemeinsam überlegen, welcher für Euch gut sein könnte. Verbringt nicht viel Zeit damit, zu planen, sondern bringt einen Austausch über Fehler in Gange. Alles Weitere wird sich dann schon entwickeln, zum Glück seid Ihr ja kreativ!

Damit mein Plädoyer für eine gute Fehlerkultur richtig ankommt, möchte ich kurz erwähnen, dass ich natürlich alle Gefühle kenne, die man so haben kann, wenn man etwas verbockt hat. Das oben genannte schlechte Schlafen habe ich ebenso erlebt wie die Nervosität, bevor ich „gebeichtet“ habe. Gleichzeitig ist meine Erfahrung, dass es immer gut ist, nicht nur den Fehler zu kommunizieren, sondern auch gleich einen oder mehrere Vorschläge zu machen, wie eine Lösung oder eine Korrektur aussehen könnte. Wenn man zu seinen KollegInnen gute Drähte hat, dann kann man sie nicht nur um Rat fragen, sondern auch um Unterstützung bitten. Und da schließt sich dann der Kreis. Eine gute Fehlerkultur funktioniert nur, wenn im Büro eine vertrauensvolle Atmosphäre herrscht, wenn man sich sicher fühlen kann, dass man nicht zur Schnecke gemacht wird, der/die Vorgesetzte keinen Tobsuchtsanfall bekommt und einen noch monatelang später vor dem Bauherrn als VollidiotIn hinstellt.

Als Freundin des Perspektivwechsels bitte ich Euch, in der nächsten Zeit darauf zu achten, wie Ihr reagiert, wenn jemand Euch ein Missgeschick beichtet. Bevor ein Fünkchen Ärger oder gar Wut aufkommt, rate ich zu Folgendem:

Atmen. Noch einmal atmen.

Für die Ehrlichkeit danken.

Dann fragen: „Und jetzt?“

Damit Ihr keine Rechtschreibfehler in diesem Text findet, gebe ich ihn jetzt vor der Abgabe noch schnell ins Lektorat – das Vier-Augen-Prinzip ist einfach toll, danke liebe Lektorin!

Simone von Schönfeldt ist Architektin, Organisationsberaterin, Baufachjournalistin, Mitgründerin von arbeiten übermorgen – Weiterbildung & Weiterentwicklung für ArchitektInnen.

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Titelbild: Mit ihrer Kolumne für NXT A hält Simone von Schönfeldt Euch alle zwei Wochen auf dem Laufenden.
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