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Architecture
27. Dezember 2020

Effizientes Bauen für bezahlbares Wohnen

Hochwertige Architektur, bestmögliche Flächenausnutzung sowie niedrige Bau- und Wohnkosten. In Neu-Ulm brachte das Münchner Architekturbüro Fink+Jocher konträre Anforderungen modellhaft unter einen Hut. Die ersten Mieter zogen im September 2020 ein

In seinem Modellvorhaben „Effizient bauen – leistbar wohnen“ formuliert das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr hohe Ansprüche. Höchstmögliche Wohn-, Gebrauchs- und Architekturqualität sowie eine Planungssicherheit hinsichtlich der Baukosten. Dies waren auch die Kriterien eines 2015 ausgeschriebenen Architekturwettbewerbs, den das Münchner Architekturbüros Fink+Jocher für sich entschied. Ihr Siegerentwurf lieferte exakt, was gesucht war: zeitgemäße Lösungen für bezahlbaren Wohnraum sowie eine optimale Nutzung der Baufläche und eine überzeugende Bauweise.

Im Auftrag der NUWOG, der Wohnungsgesellschaft der Stadt Neu-Ulm, realisierten die Münchener ihr Konzept in Gestalt eines Fünfgeschossers mit 31 geförderten Wohnungen für Mieter mit Wohnberechtigungsschein. Im September dieses Jahres zogen diese in die Zwei-, Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen ein.

„Betonhaus“ – diesen unprätentiösen Namen gaben die Architekten ihrem Bau, der Stahlbeton mit seriell vorgefertigten Einzelbauteilen aus Glas, lasiertem Holz und verzinktem Stahl kombiniert. Ein Laubengang vor dem 42 Meter langen Wohngebäude schafft Abstand zur viel befahrenen Reuttierstraße und rhythmisiert darüber hinaus die Gebäudelänge: Die mächtigen Säulen sowie der Raum zwischen ihnen bilden ein Raster, das sich über die Nordost- und die Südwestfassade zieht, gestalterisch ergänzt durch Brüstungen. Die strenge Ordnung wird lediglich durch den Wechsel von vier auf fünf Geschosse unterbrochen sowie den lukenförmig gestalteten Zugang vom 4. Stock zum Dachgarten.

Der Durchschnitt des Kalt-Mietzinses liegt bei 9,15 Euro pro Quadratmeter, ist also deutlich geringer als die ortsübliche Vergleichsmiete von 11 Euro pro Quadratmeter. Zudem fördert der Neubau das soziale Miteinander, indem er eine gemeinschaftliche Dachterrasse und einen Gemeinschaftsraum bietet.

Die hellen und flexibel nutzbaren Wohnungen orientieren sich nach Südwesten: Ein offener Hauptraum über die gesamte Tiefe der Wohnung bildet den Kern der Grundrisse. In den meisten Fällen ermöglicht dieser einen ungehinderten Blick von der Eingangstür bis zu den bodentiefen Fenstern der Loggien. Die Nebenräume reihen sich beidseitig an.

Die systematisierte Tragstruktur des Gebäudes ermöglichte ein vorfabriziertes, standardisiertes und – mit Bauwerkskosten von 4,35 Millionen Euro – günstiges Bauen. Neben den Wänden in hochgedämmter Sandwich-Bauweise konnten unter anderem auch die Bäder und Leichtbauwände vorgefertigt werden. Energieeffizient ist der Neubau außerdem: Da die Architekten bei der kompakten Gesamtstruktur aus hochgedämmten Außenbauteilen auf umhüllte und temperierte Erschließungsflächen verzichteten, erzielten sie ein günstiges Verhältnis von der Außenfläche zum Volumen. So wurde der Anschluss an das Fernwärmenetz der Stadtwerke Ulm/ Neu-Ulm möglich – mit dem KfW-Energieeffizienzstandard 40.

Text: Inge Bett

 

Eine strenge Säulenordnung rhythmisiert das Fassadenraster am „Betonhaus“ von Fink+Jocher. In Neu-Ulm brachte das Münchner Architekturbüro konträre Anforderungen modellhaft unter einen Hut: zeitgemäße Lösungen für bezahlbaren Wohnraum sowie eine optimale Nutzung der Baufläche und eine überzeugende Bauweise. Foto: www.fink-jocher.de
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