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Urban Landscape
05. Juni 2020

Die Zukunft ist immer ein großes Experiment

„Experimenting is hot“, sagt Suzanne Potjer, Politikwissenschaftlerin am Urban Futures Studio an der Universität in Utrecht. Mit ihrem Forschungsansatz „Experimental Governance“ zeigt sie, wie man durch systematisches Experimentieren einen kreativen und innovativen politischen Prozess der Entscheidungsfindung und -umsetzung in Gang setzen, Partizipation ermöglichen und globalen Herausforderungen begegnen kann

„Experimenting is hot“, weiß Politikwissenschaftlerin Suzanne Potjer. Und das ist es auch: Nennen wir es Pilotprojekt, Reallabor, Urban Lab oder Living Lab – Bürger*Innen, Regierungen, Verwaltungen, Organisationen, Think Tanks, Institutionen und Firmen experimentieren schon längst in vielen gesellschaftlich relevanten Bereichen wie etwa Mobilität, Stadtentwicklung oder Klimaschutz. Experimentiert wird überall – nicht nur in Städten, die generell als Motoren der Innovation gelten, sondern auch in peripheren und ländlichen Räumen.

Das dem Experiment ureigene Prinzip des Trial and Error, des Versuchens, Ausprobierens sowie dessen praxisorientierter, partizipativer Charakter schafft neue Realitäten und Anpassungsmodelle – etwas, das im Hinblick auf globale Herausforderungen wie Klimawandel, Digitalisierung, Ressourcenknappheit, Migration und Urbanisierung mehr als notwendig ist.

Doch nicht immer entfalten Experimente eine nachhaltige Wirkung über das Experiment hinaus. Woran das liegt und wie sich das ändern lässt, damit befasst sich Suzanne Potjer am Urban Futures Studio an der Universität in Utrecht. Mit ihrem Forschungsansatz Experimental Governance zeigt sie, wie systematisches Experimentieren vor allem im öffentlichen Bereich einen kreativen und innovativen Prozess der Entscheidungsfindung, -umsetzung oder Nichtumsetzung in Gang setzen kann. Dabei geht es nicht darum, was innerhalb eines Experiments passiert, sondern darum, was sich um das Experiment herum abspielt, was es ermöglicht, welche Veränderungen dadurch tatsächlich erreicht werden, was alle Beteiligten daraus lernen.

Wie müssen politische Prozesse ablaufen? Auf welcher Ebene und zwischen welchen Ebenen sollten Entscheidungen diskutiert und getroffen werden? Wie sollten sich Regierungen zu ihren Bürgern verhalten? Wie kann man einen common sense, einen Gemeinsinn zu gesellschaftlich relevanten Fragestellungen und über unterschiedliche politische Maßstabsebenen hinweg herstellen und Antworten auf lokale, regionale, nationale aber auch globale Herausforderungen finden? Genau diesen Fragen geht Suzanne Potjer mit Experimental Governance auf den Grund und bietet Methoden und Instrumente, um durch systematisches Experimentieren kreative und vor allem nachhaltige Lösungsansätze zu finden – ganz gleich in welchem thematischen oder strukturellen Kontext. In unserem Podcast spricht Urbanist Mark Kammerbauer mit Susanne Potjer über das Potential von Experimental Governance – allen voran in der Stadtentwicklung  – und warum die Zukunft immer ein großes Experiment ist.

Dieser Podcast erscheint als Serie im Rahmen der Kooperation zwischen topos, dem internationalen Fachmagazin für Landschaftsarchitektur und Urban Design sowie Urbanes.Land, einer Forschungs- und Transferinitiative der HS Biberach. Mehr dazu hier.

Text: Anja Koller

Die Potentiale von „Experimental Governance“. Foto: Suzanne Potjer
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