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Architecture
14. August 2020

„Die AJA wurde zur digitalen Ausstellung“

Seit einem Jahr arbeitete das Team der Jahresausstellung der Architekturfakultät der TU München an einem Ausstellungskonzept. Dann kam der Lockdown, und es war klar: Jetzt ist alles anders. In kürzester Zeit adaptierte das Organisationsteam das Ausstellungskonzept zu einem digitalen Projekt. Isa Fahrenholz sprach mit Annkathrin Schumpe und Maximilian Münzloher über den Wechsel zu einer digitalen Ausstellung und das neue Konzept

NXT A: Dieses Jahr findet die Jahresausstellung der Architekturfakultät das erste Mal digital statt. Wie kam es dazu?
Annkathrin Schumpe: Wir hatten das ganze Jahr über an einer Präsenzveranstaltung gearbeitet. Als dann der Lockdown kam, wurde uns ziemlich schnell klar, dass es nicht wie geplant stattfinden kann. Deshalb haben wir ein digitales Konzept erarbeitet und sind damit zum Webdesigner gegangen. Die AJA wurde zur digitalen Ausstellung. Jetzt zeigen wir 450 Projekte online und circa 20 Modelle über die Stadt verteilt.

NXT A: Wie kam es dazu, dass Ihr Euch parallel zur digitalen Ausstellung dazu entschlossen habt, auch in Schaufenstern von Cafés und Läden auszustellen?
Maximilian Münzloher: Die Arbeit am Modell ist für uns an der TUM sehr wichtig. Aufgrund von Covid-19 konnten wir dieses Semester ja nicht ins Studio, und es war auch schnell klar, dass die Ausstellung digital stattfinden wird. Allerdings fanden wir es schade, die Modelle, die im Laufe des Jahres entstanden sind, nicht auszustellen. Da kam die Idee, Cafés, Läden und Büros anzufragen, ob wir ihre Schaufensterflächen nutzen dürfen. Wir wollten den Modellen, die sonst immer in der Universität ausgestellt werden, einen Raum zu geben.

NXT A: Und wie findet man die ausgestellten Projekte?
Maximilian Münzloher: Wir haben die Projekte auf einer Karte auf unserer Website im Stadtraum verortet. Vor den jeweiligen Schaufenstern befindet sich ein QR Code, mit dem man mehr Informationen zu den Projekten abrufen kann.

NXT A: Die Ausstellungsorte sind über ganz München verteilt. Das klingt nach ziemlich viel Zeitaufwand…
Annkathrin Schumpe: Ja, es war unglaublich viel Koordinationsarbeit. Erstmal musste man ja den ganzen Ladenbesitzern erklären, worum es überhaupt geht und was wir von ihnen wollen. Parallel dazu haben wir Studierende gesucht, die ihre Modelle dort ausstellen wollten – und wir mussten wir die Website so aufsetzen, dass alle 450 Teilnehmer dort ihre Projekte vorstellen können.

NXT A: Wie haben die angefragten Läden auf Eure Anfrage reagiert?
Maximilian Münzloher: Sehr positiv: Die meisten waren schnell überzeugt uns zu helfen. Auch die Architekturbüros waren begeistert und haben uns gleich ihre Flächen zur Verfügung gestellt. In den letzten Wochen haben die Studierenden ihre Arbeiten in die Schaufenster gestellt und da kam raus, dass die Ladenbesitzer richtig interessiert sind und noch mehr über die Projekte erfahren wollten. Das macht dann richtig Spaß!

NXT A: Und die Studierenden, die ausstellen? Was sagen die dazu?
Annkathrin Schumpe: Die finden das toll. Einerseits war es natürlich auch mit mehr Arbeit verbunden, da jeder selber dafür verantwortlich war sein Plakat aufbereiten und das Modell anzuliefern. Andererseits kann man jetzt gemütlich mit Verwandten oder Freunden an dem Schaufenster vorbeispazieren und zeigen, was man im letzten Jahr erarbeitet hat.

NXT A: Die Jahresausstellung wird an der TUM von einem Seminar in Zusammenarbeit mit der Professur für Architekturgeschichte und kuratorische Praxis von Prof. Andres Lepik aus organisiert. Wie kam es dazu?
Maximilian Münzloher: Wir hatten bisher an der TUM nie durchgehende Jahresschauen. Es gab immer wieder Ausstellungen, aber nie mit kontinuierlichen Konzepten. Daher haben wir lange recherchiert wie andere Fakultäten das organisieren, und sind so darauf gekommen, das innerhalb eines Kurses zu gestalten. Daher finden sich nun jedes Jahr unterschiedliche Studierende in einem Seminar zusammen und gestalten die Ausstellung, die im Sommersemester stattfindet.
Anntkathrin: Bis dahin gab es immer wechselnde Konzepte und Räumlichkeiten. Wir hatten den Wunsch, eine Kontinuität in die Jahresausstellung zu bringen. Und dadurch, dass man jetzt auch Credits dafür bekommt, haben die Teilnehmenden nochmal ein ganz anderes Verantwortungsbewusstsein für das Projekt. Wobei es ist auch allen klar, dass der Arbeitsaufwand, den wir jetzt reingesteckt haben, die sechs Credits bei Weitem übersteigt. Aber die Ausstellung wächst einem ja auch sehr ans Herz.

NXT A: Wie ist dieses Seminar aufgebaut?
Annkathrin Schumpe: Im Wintersemester bereiten wir die vorherige Ausstellung auf und erarbeiten ein Konzept für die nächste. Im Sommersemester machen wir uns dann an die praktische Umsetzung. Dieses Jahr war natürlich alles etwas anders…
Maximilian Münzloher: Das war aber auch interessant zu sehen, wie wir das im Wintersemester festgelegte Thema ummünzen konnten. Es war enorm hilfreich, dass das Thema schon festgesetzt war und wir uns überlegen konnten, wie wir das digital abbilden können.

NXT A: Das Thema dieses Jahr heißt Update – was steckt dahinter?
Annkathrin Schumpe: Die Idee für das Thema „Update Architektur“ kam ursprünglich im Januar, um auf den Wechsel des Jahrzehnts einzugehen. Wir fragen uns dabei, ob unsere Lehre eigentlich up to date ist und vor allem, wo das Update hingehen soll. Wir haben im Seminar zum Beispiel viel darüber geredet, das letztes Jahr das 100-jährige Jubiläum des Bauhauses war. Und sind darauf gekommen, dass auch in der Lehre die alten Meister immer noch gefeiert werden und uns im ersten Semester auf den Tisch gelegt werden. Aber ist das wirklich das, was uns Junge noch beschäftigt? Und uns ist auch aufgefallen, dass wir im ersten Semester kaum Beispiele von ArchitektInnen haben. Wir als Studierende fragen uns natürlich, ob das noch zeitgemäß ist. Deshalb wollten wir mit der Ausstellung fragen: Was beschäftigt uns in Zukunft als ArchitektInnen? Wo ist das Update schon passiert und wo ist es noch dringend nötig?
Maximilian Münzloher: Diese Diskussion über die Architekturlehre ist dieses Jahr omnipräsent. Daraus hat sich ja auch Anfang des Jahres nexture+ gegründet, das Netzwerk für junge Planer. Uns beschäftigen einfach Themen wie Klimawandel und Digitalisierung und fragen uns, ob wir darauf vorbereitet werden und wir das Richtige dafür tun. Lernen wir noch für die Zukunft?

NXT A: Ich finde die Idee ja sehr charmant, die Ausstellung in den Stadtraum zu holen. Damit erreicht Ihr auch diejenigen, die vielleicht nie von Eurer Ausstellung in der Universität gehört hätten. Wollt Ihr das Beibehalten für das nächste Jahr?
Annkathrin Schumpe: Das wäre tatsächlich eine Überlegung wert. Wir finden es auch schön, dass die Ausstellung dieses Jahr eine zusätzliche Werbemaßnahme für die Architekturfakultät ist. Und wir haben nicht die Frage: Wie bekommen wir die Besucher zu uns in die Universität.
Maximilian Münzloher: Der belebte Stadtraum ist ohnehin etwas sehr Positives der letzten Wochen. Ich bin begeistert, von den vielen kleinen Aktionen, die den Stadtraum beleben. Oder Restaurants, die ihre Terrassen auf den Parkplätzen erweitern dürfen. Da sind tolle Sachen entstanden und ich hoffe, das bleibt uns erhalten.

Ihr wollt mehr wissen? Alle Inhalte der Ausstellung sind ab 13. August 2020 bis Ende Oktober 2020 online verfügbar. 

Titelbild: Ungewöhnliche Jahresausstellung der Architekturfakultät der TU München: Dieses Jahr sind die Modelle der Studierenden im Stadtraum ausgestellt.
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