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Urban Landscape
01. Juni 2020

Der weltberühmte Verhüllungskünstler Christo ist tot

Der international für seine Verhüllungen von Gebäuden und Landschaften bekannte Aktions-Künstler Christo starb gestern, am 31. Mai kurz vor seinem 85. Geburtstag in New York. Mit seiner Frau Jeanne-Claude hat er Kunstgeschichte geschrieben

Am 13. Juni wäre Christo 85 Jahre geworden, gestern verstarb er zuhause in New York. „Christo lebte sein Leben in vollen Zügen, er ließ sich nicht nur Dinge einfallen, die unmöglich schienen, sondern er realisierte sie“, hieß es in einem Statement seines New Yorker Ateliers. Mit seiner Frau Jeanne-Claude trat er seit den 1990er-Jahren stets als Duo auf.

Millionen Menschen faszinierte die Schönheit ihrer in abstrakte Objekte verwandelten Gebäude und Landschaften. Stets war es ein Spiel aus Form und Farbe, wenn die beiden ein Stück Welt mit Kunststoffbahnen überzogen. „Wenn es jemand mag, ist es nur ein Bonus. Wir machen Dinge, die uns visuell gefallen. Diese Projekte bringen uns an Orte, die so viel reicher sind als die Kunstwelt oder die Galerie oder das Museum. Wir können mit vielen verschiedenen Menschen arbeiten. Es ist ein Abenteuer und sehr aufregend und töricht.“ Ihre Projekte finanzierte das legendäre Künstler-Paar durch den Verkauf von Vorzeichnungen, Projektskizzen und Objekten. Da die beiden unabhängig bleiben wollte, lehnten sie zeitlebens Gelder von Sponsoren ab.

Geboren wurde Christo am 13. Juni 1935 als Christo Vladimiroff Javacheff im bulgarischen Gabrovo. An der Kunstakademie in Sofia studierte er Malerei, Bildhauerei und Architektur. 1957 ging er nach Prag, später zog er nach Wien und dann nach Genf. 1958 lernte er in Paris seine spätere Frau Jeanne-Claude kennen. Nach ihrem Tod 2009 war Christo allein weiter als Künstler aktiv.

Zu den berühmtesten ihrer internationalen Projekte zählen die safranfarbenen Tore im New Yorker Central Park („The Gates“), die schwimmenden, mit Nylongewebe bezogenen Stege am Lago d’Iseo (Lombardei, „Floating Piers“), der 1995 verhüllte Berliner Reichstag und die verpackte Pont Neuf in Paris. „Es ist irgendwie naiv und arrogant, zu glauben, dass dieses Ding für immer bleibt, für die Ewigkeit“, bemerkte Christo zur Zeit der Reichstagsverhüllung.

Aktuell arbeitete Christo in seinem New Yorker Studio an der Verhüllung des Pariser Arc de Triomphe. Das für dieses Jahr geplante Projekt wurde wegen der Corona-Pandemie auf Herbst 2021 verschoben. Jetzt soll sein letztes Projekt posthum fertiggestellt werden.

Dass Vergänglichkeit Teil des Konzeptes sei, sagte Christo auch über seine schwimmenden Stege am Iseo-See: „Das Wichtige an diesem Projekt ist der zeitliche Charakter, diese nomadische Qualität. Denn ich besitze das Werk nicht, niemand besitzt es. Es ist wie unser Leben – es geht vorbei, es existiert nur im Hier und Jetzt.“

Text: Ute Strimmer

Christo auf seiner Installation „The Floating Piers“ am Lago Iseo, Juni 2016. Foto: Wolfgang Volz/christojeanneclaude.net
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