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Urban Landscape
09. Juli 2021

Der Vitra Campus blüht mit einer neuen Gartenkomposition von Piet Oudolf

Der Vitra Campus in Weil am Rhein kann nun mit einem neuen Highlight aufwarten: Der im vergangenen Jahr gepflanzte und von dem niederländischen Gartengestalter Piet Oudolf konzipierte Garten ist seit kurzem öffentlich zugänglich.

Das neueste Projekt auf dem Vitra Campus ist kein Gebäude, sondern einer der legendären Gartenanlagen des niederländischen Gartengestalters Piet Oudolf. Gleich neben dem 2010 von Herzog & De Meuron gebauten VitraHaus, in dem sich neben dem Vitra Designmuseum auch ein Konferenzzentrum und Produktionsstätten befinden, ist der neue Vitra Garten entstanden. So kommen Besucher:innen direkt über verschlungene Pfade in den neuen, ganzjährigen bepflanzten Grünraum. In einem bis ins Detail durchkomponierten Ensemble aus mehrjährigen Pflanzen, Stauden, Gräsern, Büschen und Wiesenblumen will Oudolf eine sich laufend verändernde «Wildnis» schaffen und neue Blickwinkel auf die umliegende Architektur des Vitra Campus eröffnen. Vor einem Jahr gepflanzt steht der Garten seit Ende Juni in voller Blüte und kann von den Besucher:innen angesehen werden.

Piet Oudolf hat bereits einige Gärten konzipiert, die ihm zu weltweitem Ruhm und weiteren Aufträgen verholfen haben: Eines seiner bekanntesten Werke ist sicherlich der High Line Park in New York, angelegt auf einer ehemaligen Bahntrasse in Manhattan und seit 2009 in Etappen der Öffentlichkeit zugänglich. Auch für die internationale Galerie Hauser & Wirth hat er in Somerset den die Galerieräumlichkeiten umgebenden Gärten gestaltet.

Sein Vitra Garten soll gleichzeitig die Besucher:innen willkommen heißen, aber auch zum Ausruhen und Entspannen dienen. Oudolf wollte hier durch mehrere unterschiedlich bepflanzten Zonen verschiedene sinnliche Erlebnisse schaffen: „Ich möchte zudem, dass sich die Leute im Garten verlieren, statt einfach nur hindurchzulaufen“, so der 76-jährige Landschaftsgärtner. Darum habe er auch kleinen Pfaden ohne gerade Linien oder einen Hauptpunkt, auf den alles zuführt, konzipiert. Im Interview mit Vitra sagt er, dass man so um verschiedene Ecken herumschleiche und sich entscheiden müsste ob man nun links oder rechts gehen sollte – wie in einem Irrgarten.

Oudolf plant seit über 30 Jahren mit Gewächsen, die „als Gartenpflanzen unterschätzt oder gar nie in Betracht gezogen wurden.“ Dabei sei der Vorteil, dass es zwar wild aussehe, aber die Pflanzen sich “zu benehmen wissen” und andere Pflanzen nicht verdrängen. Seine Gärten wirken dadurch “wild” und zufällig, sind aber bis ins kleinste Detail durchkomponiert. Beim Vitra Garten wurden über 30.000 Gewächse gepflanzt, die Oudolf zufolge jede ihre eigene Rolle haben und entsprechend “performen” – denn für ihn sind Pflanzen eigene Charaktere mit einer Seele, unterschiedlichem Auftreten und Verhalten. Er versucht daher, die Balance zwischen Pflanzen, die gerade blühen, und solchen, die vielleicht nur einen Samenkopf oder ein Skelett übrig haben, herzustellen.

Bei der Planung des Gartens war Oudolf frei und konnte selbst entscheiden, wo der Garten entstehen sollte. Seine Wahl fiel direkt vor das Vitra Haus, sodass die Menschen beim Herauskommen sofort in den etwa 4.000 qm grossen Garten “eingeladen” werden konnten. Für ihn ist dabei die zu bepflanzende Fläche wie eine Leinwand, für die er dann konzipiert, wie sich die Menschen in dem zukünftigen Garten bewegen würden und ob bereits vorhandene Objekte wie Skulpturen einbezogen werden sollten. Daraufhin erstellt er mit seinem Team eine Liste von Pflanzen, die unter den gegebenen lokalen Bedingungen funktionieren, danach sucht er Pflanzen aus dieser Liste und komponiert diese auf der Leinwand zum Gesamtkunstwerk. Auch wenn Kollegen wie Noel Kingsbury sagen, dass er mit Pflanzen “malen” würde, spricht Oudolf selbst lieber von einer “Komposition” und weniger als ein Kunstwerk, da für ihn seine Arbeit nie abgeschlossen ist sondern stets der Beginn von etwas, dass dann ein Eigenleben entwickelt.

Der Vitra Campus stellt moderne, kosmopolitisch geprägte Architektur innerhalb einer beschaulichen und ruhigen Umgebung dar, auch der Garten steht in Relation zur Architektur. Oudolf war es hierbei jedoch wichtig, dass durch die Pflanzen die Aufmerksamkeit vom weiten Himmel auf den Boden gelenkt würde und so neue Blickwinkel entstehen konnten, auch für die umliegende Architektur. Damit fügt er sich sehr gut in die Umgebung ein und ist ein neues Highlight des Vitra Campus in Weil am Rhein.

 

Übrigens, im Frühjahr 2021 hat NXT A im Rahmen der MCBW Munich Creative Business Week 2021 den Film “Five Seasons- The Gardens of Piet Oudolf” gezeigt und im Anschluss mit Wolfram Höfer, Professor für Landschaftsarchitektur und Direktor am Center von Urban Environmental Sustainability an der Rutgers University in den USA, Marijke Lukowicz, Kuratorin für den “Emscherkunstweg” bei Urbane Künste Ruhr, wo Piet Oudolf im Jahr 2010 das “Theater der Pflanzen” angelegt hat, sowie Sebastian Gardt von Green City e.V. über den Film und die Wichtigkeit von urbanen Grünflächen in der aktuellen Zeit gesprochen. Die Aufzeichnung des Talks könnt ihr hier in der NXT A Mediathek anschauen (in voller Länge nur für NXT A Mitglieder! Noch kein Mitglied? Jetzt anmelden, der erste Monat ist kostenfrei zum Schnuppern!).

Text: Mandana Bender

 

 

Foto: Vitra
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