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Urban Landscape
19. Oktober 2020

Das Werk von Kamel Louafi

Eine fotografische Retrospektive der landschaftsarchitektonischen, architektonischen und künstlerischen Kompositionen von Kamel Louafi zeigt das in diesem Jahr erschienene Buch „Choreography of Landscape. Choreographie der Landschaft“. Der deutsch-algerische Landschaftsarchitekt erlangte durch den ersten Preis des internationalen landschaftsarchitektonischen Wettbewerbes und die Realisierung der Gärten der Weltausstellung EXPO 2000 in Hannover internationale Bekanntheit

„… mit geringen Mitteln, etwas Schönes machen. Ein kleines Paradies in diesem Land des Überflusses.“ Diese Sätze am Ende des Films „Der Flug des Nomadengärtners“, der über einen QR-Code zum Buch „Choreographie der Landschaft“ dazugehört, fassen das Werk von Kamel Louafi treffend zusammen.

Skulpturen, klare Formen, Ornamente: Kamel Louafis Gärten, Parks und Plätze sind stets mit äußerster Sorgfalt und Präzision komponiert, schöne Orte, die aus dem Alltag gefallen scheinen – kleine Paradiese in der Stadt. Doch der leise Hinweis „Land des Überflusses“ verweist auf eine nicht so augenfällige Ebene seiner Projekte: Sie haben einen aktuellen, oft sozialpolitischen Hintergrund. Wie zum Beispiel die Gärten der Weltausstellung Expo Hannover 2000 – das Projekt, das es Louafi ermöglichte, sein „eigenes Manifest“ zu entwickeln, wie er schreibt.

Angesichts der Massaker in Algerien und der blutigen ethnischen Konflikte in Bosnien zur Zeit des Wettbewerbs 1995 thematisierte er die „Harmonie der Kulturen“ im Expo-Patio. Einige solcher Geschichten und Hintergründe reißt Louafi in seinem Buch an, das sein Werk der vergangenen 30 Jahre zusammenfasst. Und das vor allem Bilder und Skizzen seiner Projekte und Ideen zeigt. Die wenigen Texte im Buch sind kurz, teilweise erklärend, teilweise aber auch kritisch.

Louafi nimmt kein Blatt vor den Mund. Zum Beispiel, wenn er von der „Absurdität“ erzählt, dass der Orientalische Garten in Marzahn nicht, wie ursprünglich gedacht, Muslimischer Garten heißen durfte und sich auf Gartenkunst statt auf Religion konzentrieren sollte. Somit verzichtete Louafi auf Koranverse. Doch er klagt an, dass diese Vorgaben wenige Jahre später für den Christlichen Garten, der zahlreiche Bibel- stellen zitiert, nicht mehr galten.

Es ist ein ungewöhnliches, fast sperriges Buch, da es nicht dem gewohnten Schema der Jubiläumsbücher mit Hochglanzbebilderung und ausgefeilten Texten folgt. Die Fotos sind durchweg in Sepia gehalten, die kurzen Texte muten wie geskribbelte Gedankenskizzen an. Farbe und Ausführliches liefern die beiden Filme, die die Fotoretrospektive um eine weitere Perspek- tive erweitern. So folgt auch das Buch einer eigenen Choreographie.

Text: Gesa Loschwitz-Himmel

Kamel Louafi: „Choreography of Landscape. Choreographie der Landschaft“. 30 Jahre Gärten, Parks, Plätze, Architektur, Skulpturen. Mit den Filmen „Der Flug des Nomadengärtners“ und „Der Flug des Nomaden“. Leuenhagen & Paris, Hannover 2020

Der deutsch-algerische Architekt Kamel Louafi entwarf und gestaltete unter anderem den Opernplatz in Hannover (2007). Foto: Gerard Borre
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