Become a Member
← Alle Artikel
Architecture
29. Januar 2021

DAM Preis 2021

Der DAM Preis 2021 geht an MVRDV und N-V-O NUYKEN VON OEFELE ARCHITEKTEN für WERK 12 in München. Wir gratulieren ganz herzlich!

Das WERK12 steht auf dem ehemaligen Pfanni-Gelände nahe des Münchner Ostbahnhofs. Das Areal entwickelt sich seit einigen Jahren zu einem experimentierfreudigen Stadtviertel. Umlaufende breite Balkonstege und Kaskadentreppen charakterisieren das Gebäude nach außen; seinen frisch-frechen Auftritt erhält es durch riesige Buchstaben mit Comics entlehnten Lautmalereien an der Fassade. Der freie Platz vor dem Haus unterstützt seinen Auftritt.

Die Bilder des niederländischen Expo 2000- Pavillons tauchen nicht von ungefähr vor dem geistigen Auge auf: Er animierte den Bauherren zu dem Auftrag. Innen weist der fünfgeschossige Bau eine hohe Flexibilität für verschiedenste Nutzeransprüche auf. Durch eingezogene Galerien in den hohen Räumen entstehen zusätzliche Ebenen. Offene Installationen und Sichtbeton prägen das Innere. Ein Fitness-Studio belegt drei Etagen, eine davon mit Pool. Dazu kommen verschiedene Gastronomienutzungen und Büroflächen.

Seit 2007 werden mit dem DAM Preis jährlich herausragende Bauten in Deutschland ausgezeichnet. 2021 wird der Preis vom Deutschen Architekturmuseum (DAM) bereits zum fünften Mal in enger Zusammenarbeit mit JUNG als Kooperationspartner vergeben.

Im Rahmen der digitalen Preisverleihung, heute um 18 Uhr, nehmen Jacob van Rijs / MVRDV, Christoph von Oefele / N-V-O Nuyken von Oefele Architekten sowie Caroline Eckart / Eventfabrik München als Bauherrenvertreterin den Preis entgegen. Die Preisverleihung könnt ihr live auf folgenden Kanälen verfolgt werden:
www.dam-preis.de 
www.facebook.com/architekturmuseum
www.youtube.com/c/DeutschesArchitekturmuseumDAM

 

WERK 12, München

Der neue Stadtteil Werksviertel liegt südöstlich des Ostbahnhofs. Hier entsteht seit etwa zehn Jahren ein transformierter Industriestadtteil, der deutliche Erinnerungen und bauliche Symbole an sein Vorleben stehen lässt. Hallen, Silos und Bahngleise zeugen von der Zeit, als hier nicht nur Pfanni-Knödel hergestellt wurden, sondern auch Zündapp-Motorräder, Kleidung und vieles mehr. Dies ist kein Wunder, denn die früheren Pfanni-Eigentümer vergeben freie Flächen nur im Erbbaurecht, statt sie zu verkaufen – wenn sie nicht selber als Entwickler auftreten.

Inzwischen wuchert eine bunte Mischung aus Gastronomie und Hotels (plus Hostel), Start-Ups und Künstlerateliers über subkulturelle Bühnen bis hin zu neuen Wohnungen und Schulen an diesem Knotenpunkt der S-Bahn-Stammstrecke, nur drei Stationen vom Marienplatz entfernt. Die hohe Kultur in Form einer Konzerthalle für das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks soll ebenfalls eines Tages dort realisiert werden.

Am zentralen Platz des Viertels, passenderweise Knödelplatz getauft, steht das WERK 12, ein Bauwerk, das sich selbst als krasses Gegenstück zur Münchner Innenstadt inszeniert. Im Sommer 2020 wirkten manche der Elemente, die vor Jahren bereits entworfen wurden, besonders eindrucksvoll. So garantieren außen liegende, mehr als drei Meter breite Terrassen mit ihren eingeschriebenen, einläufigen und klimatisch offenen Betontreppen einen wichtigen Aspekt der »Neuen Normalität«, die von vielen bevorzugte Nutzung des Außenraums zu Vermeidung einer Covid-19-Infektion.

Am äußeren Rand der Terrassen sorgt ein Sonnenschutz für Verschattung. Für das Konzept des Hauses aus fünf übereinander gestapelten doppelgeschossigen Plattformen war eine, mitsamt des Aufzugs, vollständig außenliegende Erschießung unerlässlich. So stand jedes Geschoss zur freien Verfügung offen – das wurde weidlich genutzt, denn eigentlich sind durch Galerien im Wechselspiel mit doppelgeschossigen 5,50 Meter hohen Räumen sogar auf zehn Geschossen Nutzungsmöglichkeiten entstanden. Verglasungen vom Boden bis zur Sichtbetondecke schaffen eine enge Verbindung zwischen innen und außen.

Hauptmieter ist ein über 4.500 Quadratmeter großes Fitness-Studio, das sich über drei Geschosse erstreckt. Eine Nutzung, die perfekt zum Image von München als Hauptstadt des gehobenen Körperkults passt. Im Erdgeschoss wird dieses Studio von mehreren Gastronomiebetrieben unterfüttert. Oben auf der Penthouse-Ebene blickt eine Mobilitätsforschungsgruppe von Audi in die Zukunft und möglicherweise bald auch eine Bar in die große Weite (deren Fläche aber wegen Corona beim Jurybesuch noch nicht vermietet war).

MVRDV haben mit ihrem Entwurf an ihre eigene grandiose Frühzeit angedockt. Der alte Niederländische Pavillon von der Expo Hannover 2000 hatte mit der gestalterischen Aussage von Wandelbarkeit und Flexibilität dem Bauherrn so imponiert, dass er Jacob van Rijs von MVRDV ursprünglich bat, diesen einfach nach München zu translozieren. So befruchtete der alte Traum der gestapelten niederländischen Landschaften die neuen gestapelten Landschaften im Münchner Körpertempel. Eine äußerst fruchtbare Verwandlung! Die sich in ebenso fruchtbarer Kooperation vollzogen hat: Das beteiligte Büro N-V-O war im Werksviertel bereits mit dem Umbau der Kartoffellagerhalle zum Theaterbau WERK 7 in unmittelbarer Nachbarschaft aktiv.

„WERK 12 wird nicht von Zweifeln geplagt. Es ist gekommen, um zu bleiben. Damit will es auch als ein Superzeichen des Aufbruchs eines ganzen Quartiers gelesen werden – mit und ohne den Interjektionen in seinen Fassaden.“, lobt Hans-Dieter Nägelke, Leiter des Architekturmuseums TU Berlin.

Peter Cachola Schmal, Direktor des DAM fügt hinzu: „Die Architekten MVRDV haben an dieser Stelle nicht nur an ihre eigene grandiose Frühzeit angedockt, sondern sich wieder einmal als visionäre Weitseher bestätigt.“

Aufgrund dieser exzellenten und visionären Leistung kürte die Jury das Projekt einstimmig zum Gewinner des DAM Preis 2021.

 

Die Shortlist

Eine Expertenjury unter Vorsitz von Alexander Schwarz (David Chipperfield Architects, Gewinner des DAM Preis 2020) bestimmte aus dem Feld der Longlist 22 Projekte für die engere Wahl der Shortlist zum DAM Preis 2021. Eine Auswahl von vier Bauten deutscher Architekten im Ausland kommt außer Konkurrenz hinzu.

Facetten des Wohnungsbaus finden sich in der Shortlist etwa mit einem an industriellen Beispielen orientierten Systembau in Berlin und einem die Vorgängerbebauung mit Spolien zitierenden Baukomplex in Nürnberg. Kindertagesstätten werden mit zwei konträren Planungen vorgestellt: eine feine Holzkonstruktion in Ditzingen und die Umwandlung einer wenig bemerkenswerten Villa in eine umso frischere Kita in Memmingen.

Wie vielfältig, wie kommunikationsfördernd können Verwaltungsgebäude sein? Im Sinne einer Corporate Architecture beispielhaft ist die anthroposophisch inspirierte Zentrale der Drogeriekette dm in Karlsruhe- Durlach. Nicht zuletzt gehören auch ortsprägende Sonderbauten zu der Auswahl: Dazu zählt die Hochwasser-schutzanlage und Uferpromenade am Hamburger Niederhafen ebenso wie die innovative Holzkonstruk-tion des Urbachturms im schönen Remstal.

 

Jury DAM Preis 2021

Alexander Schwarz (Preisträger DAM Preis 2020, Partner David Chipperfield Architects) Juryvorsitz, Peter Cachola Schmal (Direktor DAM), Andrea Jürges (Stellvertretende Direktorin DAM), Yorck Förster (Freier Kurator DAM) Vorjury + Stellvertreter, Christina Gräwe (Freie Kuratorin DAM) Vorjury + Stellvertreterin, Nicole Heptner (Architektur Media Management JUNG) Teil 1, Dijane Slavic (Architektur Media Management JUNG) Teil 2, Nicole Kerstin Berganski (Finalistin DAM Preis 2020, Partnerin NKBAK), Anne Femmer (Architektin, Partnerin SUMMACUMFEMMER), Peter Kulka (Peter Kulka Architektur), Hans-Dieter Nägelke (Leiter des Architekturmuseums TU Berlin) und Amber Sayah (Freie Journalistin)

 

 

Der DAM Preis 2021 geht an MVRDV und N-V-O NUYKEN VON OEFELE ARCHITEKTEN für WERK 12 in München. Foto: Ossip van Duivenbode
Partner Partner Partner Partner Partner Partner Partner
Friends Friends Friends Friends Friends Friends Friends