Ansturm auf „Frau Architekt“ in Zürich
So viel Publikum hat das Zentrum Architektur Zürich noch nicht gesehen. Die Vernissage der Ausstellung „Frau Architekt“ war ein voller Erfolg. Die Geschichte des Bauwesens aus Frauenperspektive zu erzählen, stößt auf enormes Interesse. Und das, obwohl der Schwerpunkt der Schau auf Biographien deutscher Pionierinnen der letzten hundert Jahre liegt. Die Kuratorin Evelyn Steiner ergänzte sie um 31 Schweizer Lebensläufe, darunter Emilie Winkelmann und Lux Guyer.
Zu den Porträts gesellen sich eine Timeline der Architektinnen in der Schweiz von 1900 bis 2020, statistische Daten zum aktuellen Stand und ein Zimmer zur SAFFA (Schweizerische Ausstellung für Frauenarbeit von 1958). Den Bezug zur Gegenwart stellen Filminterviews mit Architektinnen aus unterschiedlichen Generationen her und eine Wand, an der in loser Folge wechselnde Architekturbüros junger Frauen ihre Arbeit vorstellen können.
Im Zentrum des Parcours steht aber eine Walhalla der Schweizer Architektinnen vergangener Zeiten. Die verpixelten Porträtfotos werden von nicht immer vollständigen Infos begleitet, was auf das Verschwinden dieser Frauen aus der Praxis des Berufs hinweist. Da ist in der Schweiz noch die Forschung gefragt. Aufarbeitung tut Not.
Gelegenheit zur vertiefenden Diskussion bietet das Rahmenprogramm an: Etwa die Runde „Think We Must“ am Donnerstag, den 19. März 2020, in der es um die Sichtbarkeit und Teilhabe der Frau im Architekturberuf gehen soll und um die Chancen auf eine Verbesserung, die eine zeitgemäßere und gerechtere Arbeitskultur bieten könnte.
Text: Alexandra Wach
Ausstellung: Frau Architekt. Seit mehr als 100 Jahren: Frauen im Architektenberuf, ZAZ, bis 10. Mai 2020, www.zaz-bellerive.ch